Süddeutsche Zeitung

Krieg in der Ukraine:Zurückhaltende Kirche

Lesezeit: 1 min

Papst Franziskus hat den russischen Präsidenten bislang nicht direkt beschuldigt. Auf der Vollversammlung der deutschen Bischöfe wird er verteidigt.

Von Annette Zoch, Bad Staffelstein

Der katholische Weltkirche-Bischof Bertram Meier hat die rhetorische Zurückhaltung von Papst Franziskus im Ukraine-Krieg verteidigt, der bislang den russischen Präsidenten Wladimir Putin nicht direkt beschuldigt hat. "Ich halte es eher für hilfreich", sagte der Augsburger Bischof bei der Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischöfe am Mittwoch in Vierzehnheiligen. Franziskus gehe es darum, dass möglichst schnell die Waffen schwiegen, und nicht, sich auf eine Seite zu schlagen. Seine Position zu dem Krieg sei aber klar, sein Besuch in der russischen Botschaft beim Heiligen Stuhl ein besonderes Zeichen gewesen.

Der Ukraine-Krieg ist ein Schwerpunkt bei den Beratungen der deutschen Bischöfe. Meier appellierte - auch mit Blick auf den russisch-orthodoxen Moskauer Patriarchen Kyrill - an alle Kirchenvertreter, "einmütig das Evangelium Jesu Christi" zu bezeugen. "Es wäre verheerend, wenn am Ende nationale Zugehörigkeiten und politische Loyalitäten ein größeres Gewicht erlangten als die Botschaft, die dem Christentum geschenkt und aufgetragen ist", sagte er.

Das geistliche Oberhaupt über die griechisch-katholischen Ukrainer in Deutschland und Skandinavien, der Apostolische Exarch Bischof Bohdan Dsjurach, bezeichnete den Krieg in der Ukraine als einen "Akt des Staatsterrorismus" und verglich die russische Propaganda mit der der Nationalsozialisten. Wörtlich sagte er: "In russischen Medien, sowohl in Russland als auch im Ausland, war seit Jahren eine gnadenlose und rücksichtslose Propagandamaschine am Werk, im Vergleich zu der selbst Goebbels wie ein Anfänger wirkt", sagte Dsjurach. Der frühere Weihbischof von Kiew ist beratendes Mitglied der Bischofskonferenz, er steht den etwa 70 000 in Deutschland lebenden Ukrainern vor, die dem griechisch-katholischen Ritus folgen. Andrij Waskowycz, langjähriger Leiter der Caritas in der Ukraine, sagte, der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine sei der Versuch der "Auslöschung des ukrainischen Volkes".

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5544411
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/KNA/dpa/zoc
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.