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Kongress in Bonn:Berlusconi und der Witz mit dem Fallschirm

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Attacken gegen Richter, gegen die Presse und ein Witz auf eigene Kosten: Wie Italiens Premier Berlusconi in Bonn erst poltert - und dann einen Witz mit Bart erzählt.

Silvio Berlusconi liebt den großen Auftritt, er gefällt sich als provozierender Polterer und sorgt regelmäßig - freiwillig oder unfreiwillig - für Heiterkeit: Dass sich daran nichts geändert hat, zeigte sich nun einmal mehr bei einem Besuch des italienischen Premiers in Deutschland.

Auf dem Kongress der Europäischen Volkspartei (EVP) in Bonn wurde ihm am Ende seiner Rede besondere Aufmerksamkeit zuteil, als er das Auditorium mit einem humoristischen Einwurf auf eigene Kosten unterhielt.

Der Witz, den er erzählte, geht so: Berlusconi, US-Präsident Barack Obama, der Papst und ein junger Assistent des Papstes sind an Bord eines abstürzenden Flugzeuges. Es sind nur drei Fallschirme an Bord. Obama nimmt den ersten mit der Begründung: "Ich bin der wichtigste Mann der Welt."

Berlusconi nimmt den zweiten und sagt dazu: "Ich bin der intelligenteste Mann der Welt." Der Papst sagt zu seinem Mitarbeiter, er solle den letzten Fallschirm nehmen, denn er sei noch jung. Darauf entgegnet dieser: "Wir haben noch zwei Fallschirme, Heiliger Vater. Berlusconi hat meinen Rucksack genommen."

"Ich bin stärker den je"

Der Rest der Rede des Ministerpräsidenten war allerdings weniger von Selbstironie geprägt. Unter anderem erklärte er mit Blick auf die gegen ihn laufenden Prozesse und Ermittlungen in Italien: "Wir haben einen Super-Premier. Ich bin verleumdet worden in der Presse. Aber ich bin stärker den je."

Ein Teil der Richter in Italien agiere parteiisch und stehe für die Linke, wetterte Berlusconi. Das Verfassungsgericht nehme dem Parlament Souveränität und habe sich zu einem politischen Organ entwickelt. Italien befinde sich in einer "Übergangsphase", die er aber in den Griff bekommen werde, betonte Berlusconi. Viele Zeitungen berichteten zudem falsch über die Vorgänge in seiner Heimat und stellten die Situation anders da, als sie sei.

Reform geplant

Berlusconi hatte jüngst seine Immunität vor Strafverfolgung verloren. Er arbeitet nun an einer radikalen Justizreform. Der Ministerpräsident tritt für eine zeitliche Begrenzung von Verfahren ein. Er hat sich angesichts zahlreicher Prozesse gegen ihn immer wieder als Opfer eines voreingenommenen Justizapparats bezeichnet.

Italiens Oberstes Gericht hatte Anfang Oktober ein auf die Initiative des Regierungschefs zurückgehendes Gesetz für verfassungswidrig erklärt, das ihn während seiner Amtszeit vor jeglicher Strafverfolgung schützen sollte. Aufgrund des Urteils sollen zwei Prozesse gegen Berlusconi wegen Steuerhinterziehung und Korruptionsvorwürfen wiederaufgenommen werden.

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AFP/Reuters/plin/bica
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