Süddeutsche Zeitung

Russisches Gericht:Zwei Monate U-Haft für ukrainische Marinesoldaten

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Ein russisches Gericht in Simferopol auf der Krim hat zwei Monate Untersuchungshaft gegen drei ukrainische Marinesoldaten verhängt. Ihnen wird illegaler Grenzübertritt vorgeworfen. Damit drohen ihnen bei einem Prozess in Russland bis zu sechs Jahre Haft.

Die Männer gehörten zur Besatzung dreier ukrainischer Schiffe, die am Sonntagabend von der russischen Marine in der Meerenge von Kertsch aufgebracht worden waren. Dabei wurden mehrere Menschen verletzt. Insgesamt setzte die russische Küstenwache nach dem Zwischenfall am Sonntag 24 ukrainische Marinesoldaten fest.

Am Dienstag würden die Fälle von zwölf Matrosen niedriger Dienstgrade geprüft, sagte Ljudmila Ljubina, die Menschenrechtsbeauftragte der 2014 von Russland annektierten Halbinsel Krim. Am Mittwoch werde gegen die Seeleute im Offiziersrang verhandelt, sagte Ljubina der Agentur Tass zufolge.

Die russische Küstenwache hatte den ukrainischen Patrouillenbooten die Durchfahrt vom Schwarzen Meer zum Asowschen Meer verweigert. Moskau teilte mit, die Schiffe hätte ohne Erlaubnis russische Hoheitsgewässer durchquert. Die ukrainische Marine betonte hingegen, Russland sei vorab über die geplante Reise der Schiffe informiert worden.

Am Montagabend verhängte das ukrainische Parlament als Reaktion auf den Vorfall ein 30-tägiges Kriegsrecht in Teilen des Landes. Die Ukraine forderte Russland auf, die Seeleute sofort freizulassen. Die "brutale Festnahme" am Asowschen Meer verstoße gegen internationales Recht, sagte der ukrainische Präsident Petro Poroschenko.

Die internationale Staatengemeinschaft zeigte sich erschüttert über die Eskalation. In New York beriet der UN-Sicherheitsrat am Montag über die Lage. Bundesaußenminister Heiko Maas schlug am Dienstag vor, den Streit um den Zwischenfall in der Meerenge von Kertsch durch Gespräche zwischen Deutschland, Frankreich, Russland und der Ukraine beizulegen. Ein Vorschlag, der von Moskau umgehend zurückgewiesen wurde.

"Ich sehe keine Notwendigkeit für Vermittler", sagte Außenminister Sergej Lawrow nach einem Gespräch mit seinem französischen Pendant Jean-Yves Le Drian. Vielmehr solle der Westen die Ukraine zur Räson bringen und ein "starkes Signal" senden, damit Kiew aufhöre zu provozieren.

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