Süddeutsche Zeitung

Klimagipfel Kopenhagen:Kompromiss in letzter Minute

Lesezeit: 2 min

Minimal-Lösung beim Klimagipfel in Kopenhagen: Nach zum Teil chaotischen Verhandlungen einigen sich die Kernstaaten zwar auf ein neues Klima-Abkommen, sie verzichten aber auf weitreichende Ziele. Greenpeace spricht von einem "ernüchternden" Ergebnis.

Nach streckenweise chaotischen Verhandlungen haben sich die Regierungen von 25 Staaten am späten Freitagabend auf eine gemeinsame politische Erklärung geeinigt. Es sei aber "noch ein weiter Weg" beim Kampf gegen den Klimawandel, sagte US-Präsident Obama vor seinem Abflug aus der dänischen Hauptstadt.

Der US-Präsident handelte zusammen mit dem chinesischen Regierungschef Wen Jiabao, Bundeskanzlerin Angela Merkel und weiteren Spitzenpolitiker aus Industrie- und Schwellenländern ein Kompromisspapier aus, das ein unverbindliches Zwei-Grad-Ziel zur Begrenzung der Erderwärmung vorsieht. Mehrere Detailfragen wurden darin aber offengelassen.

Die Umweltorganisation Greenpeace sprach von einem "ernüchternden" Ergebnis. Norwegens Ministerpräsident Jens Stoltenberg bestätigte die Einigung und meinte: "Was jetzt erreicht wurde, ist besser als gar kein Klimavertrag."

Den Weg frei gemacht hatte der erst am Abschlusstag nach Kopenhagen gereiste Obama zusammen mit dem chinesischen Premier Wen, Indiens Premierminister Manmohan Singh und dem südafrikanischen Präsidenten Jacob Zuma. Sie einigten sich nach einem Bericht des US-Senders MSNBC vor allem allem beim umstrittenen Thema Überprüfbarkeit von Klimaschutzmaßnahmen dieser wichtigen Schwellenländer.

Das Weiße Haus stufte die Übereinkunft dem Bericht zufolge als "bedeutend" ein. Die Klima-Streitigkeiten zwischen den USA und China, aber auch anderen Schwellenländern galten beim Kopenhagener Klimagipfel als wichtigstes Hindernis für ein Abkommen.

Auch nach der Einigung zwischen den als entscheidend geltenden Ländern stand in der Nacht immer noch die endgültige Annahme durch alle 192 Teilnehmerstaaten der Klimakonferenz aus.

Der letzte Gipfeltag in Kopenhagens Hauptstadt war von einem so selten erlebten Chaos bei den Verhandlungen und Sondierungen hinter verschlossenen Türen geprägt. Aus der Delegation des vorzeitig abgereisten russischen Ministerpräsidenten Dmitrij Medwedjew hieß es, man habe nie zuvor ein so schlecht organisiertes Gipfeltreffen erlebt.

Obama hatte zuvor den Gipfel zum Handeln aufgerufen: "Die Zeit für Reden ist vorbei." Er rief in seiner Rede vor den Delegationen zu einer gemeinsamen Kraftanstrengung auf und sagte die Bereitschaft der USA zum Handeln zu. "Wir brauchen entschiedene nationale Taten, um unsere Emissionen zu senken." Als zweitgrößter Produzent gefährlicher Treibhausgase nach China seien die USA bereit, ihrer Verantwortung gerecht zu werden.

Die Entwicklungs- und Schwellenländer beim Kopenhagener Klimagipfel reagierten zunächst positiv auf den sich abzeichnenden Konsens. Der sudanesische Sprecher der 130 in der Gruppe G77 zusammengeschlossenen Länder, Lumumba Stanislaus Di-Aping, sagte der dänischen Zeitung Politiken: "Wir bekommen hier einen Vertrag, der den Prozess bis nächstes Jahr weiterbringt." Di-Aping hatte sich während der knapp zweiwöchigen Konferenz immer wieder mit massiver Kritik an den Industrieländern Gehör verschafft.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.148996
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
dpa/AP/AFP/liv
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.