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Kampf um Aleppo:UN-Botschafter wirbt für syrische Armee - mit falschem Foto

Kriegsgräuel, welche Kriegsgräuel? Botschafter Dschafaari zeigt ein Bild, auf dem ein syrischer Kämpfer einer Frau hilft. Dumm für ihn, dass die Szene gar nicht aus Syrien stammt.

Der syrische UN-Botschafter Baschar Dschaafari hat mittlerweile einige Erfahrung im Umgang mit den schweren Vorwürfen gegen die Armee seines Landes. Seine Strategie besteht darin zu leugnen und schönzureden. Jüngste Berichte, wonach das syrische Militär bei der Machtübernahme in Aleppo Racheakte an Zivilisten verübt und Menschen hingerichtet habe, tut er als Falschmeldungen ab.

Während einer Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats am Dienstag sagte er, die syrischen Kräfte hätten die Bürger im Osten der Stadt von "Terroristen" befreit. Dschafari betonte die humanitäre Arbeit, die die Soldaten leisteten. Zum Beweis hielt er ein Foto hoch: Darauf ist ein Mann in Uniform zu sehen, der auf dem Boden kauert. Eine Frau, die von der Ladefläche eines Pkws steigt, benutzt seinen Rücken als Treppenstufe. Tatsächlich eine rührende Geste, die sich jedoch nicht im umkämpften Ost-Aleppo abgespielt hat. Auch nicht in Syrien.

Mehrere arabische Medien hatten das Foto vor einigen Monaten veröffentlicht, im Zusammenhang mit den Kämpfen um die Stadt Falludscha, die von der Terrororganisation "Islamischer Staat" besetzt war. Der gezeigte Mann ist Mitglied einer schiitischen Miliz, die die irakische Armee unterstützt.

Baschar Dschaafari hat in der Vergangenheit immer wieder für Eklats gesorgt. Auf die Frage eines Journalisten nach Luftangriffen auf zwei Krankenhäuser in Ost-Aleppo reagierte der syrische UN-Botschafter Ende September mit Gelächter.

Bei den Vereinten Nationen sorgte das Video damals für Entsetzen. Die amerikanische UN-Botschafterin Samantha Power schrieb damals auf Twitter, Dschaafari sei rücksichtslos.

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