Süddeutsche Zeitung

Attacke in Jordanien:Berichte: US-Militär erkannte feindliche Drohne zu spät

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Offenbar war den amerikanischen Soldaten zunächst nicht klar, ob es sich bei der Angriffsdrohne proiranischer Milizen um eine Gefahr handelte oder um eine eigene US-Überwachungsdrohne.

Drei amerikanische Soldaten wurden getötet, 40 weitere verletzt - und das womöglich auch wegen einer verhängnisvollen Fehleinschätzung des US-Militärs. Nach dem Drohnenangriff proiranischer Milizen auf einen Stützpunkt in Jordanien gibt es neue Erkenntnisse.

So berichten unter anderem das Wall Street Journal, die New York Times und der Sender Fox News unter Berufung auf US-Regierungsvertreter, dass sich die feindliche Drohne dem Außenposten nahe der syrischen Grenze am Sonntag zur gleichen Zeit genähert habe, als auch eine US-Überwachungsdrohne zurückgekehrt sei. Deshalb sei unklar gewesen, ob es sich um eine eigene oder feindliche Drohne gehandelt habe. In der Folge sei die Flugabwehr nicht sofort zum Einsatz gekommen, hieß es.

Zwei weitere Drohnen an Orten in der Nähe wurden den Berichten zufolge hingegen abgeschossen. Das Pentagon erklärte auf Nachfrage, der Vorfall werde derzeit noch untersucht. Proiranische Milizen im Irak bekannten sich zu der Attacke und erklärten, sie hätten insgesamt vier US-Militärstützpunkte angegriffen, davon drei in Syrien.

"Wir sind nicht auf einen Krieg mit Iran aus"

US-Präsident Joe Biden machte "radikale, von Iran unterstützte militante Gruppen" für den Angriff verantwortlich und drohte mit Vergeltung. Dem Wall Street Journal zufolge sagten die US-Regierungsvertreter, es würden Schläge gegen Milizen im Irak, in Syrien sowie womöglich in Iran erwogen.

Ein Angriff auf iranischem Boden würde die Gefahr einer Eskalation im Dauerstreit zwischen den Regierungen in Washington und Teheran erhöhen, allerdings ist dieses Szenario wohl weniger wahrscheinlich. "Wir sind nicht auf einen Krieg mit Iran aus. Wir suchen nicht den Konflikt mit dem Regime auf militärische Weise", sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, in Washington. Man wolle keinen weiteren Krieg und keine Eskalation. "Aber wir werden das tun, was erforderlich ist, um uns zu schützen, um diese Mission fortzusetzen und um angemessen auf diese Angriffe zu reagieren."

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