Süddeutsche Zeitung

Jemen:Hoffen auf die Waffenruhe

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Eine durch die USA vermittelte Feuerpause soll den Menschen in Jemen eine Atempause verschaffen. Nur: Die international anerkannte Regierung ist dagegen.

Von Paul-Anton Krüger, Kairo

In Jemen sollte am Donnerstag eine Waffenruhe in Kraft treten, die US-Außenminister John Kerry zwischen der von Saudi-Arabien geführten Militärkoalition und den aufständischen Huthi-Milizen vermittelt hat. Die international anerkannte Regierung des Landes lehnte die Feuerpause laut ihrem Außenminister Abdelmalek al-Mekhlafi allerdings ab; sie sei nur eine einseitige Erklärung Kerrys, an der die Regierung nicht interessiert sei.

Mekhlafi war nicht konsultiert worden, es war nicht klar, ob Kerry andere Mitglieder der Regierung einbezogen hat; das Verhältnis zwischen Mekhlafi und Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi gilt als äußerst gespannt. In Taizz, der drittgrößten Stad des Landes kam es allerdings am Donnerstag weiter zu schweren Kämpfen zwischen Truppen, die loyal zu Hadi sind und den Huthis.

Die Huthis erklärten, sie seien bereit, sich an die Waffenruhe zu halten und über eine neue Regierung der nationalen Einheit zu verhandeln, die nach Kerrys Vorstellungen ihren Sitz in Sanaa haben soll. Die Regierung lehnt auch dies ab und beharrt darauf, dass eine Resolution des UN-Sicherheitsrates vollständig umgesetzt werden müsse, die nicht nur vorsieht, dass Präsident Hadi die Autorität über das gesamte Land zurückerhält, sondern auch dass die Huthis alle erbeuteten Waffen abgeben und sich aus den von ihnen eroberten Gebieten zurückziehen. Ende November soll nun eine neue Runde Friedensgespräche unter Vermittlung des UN-Sondergesandten Ismael Ould Cheikh Ahmed beginnen. Sollten Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate, Hadis wichtigste Unterstützer, ihn dazu drängen, Kerrys Plan zu akzeptieren, hätte er wohl nur wenige Möglichkeiten, sich dem zu widersetzen. In dem Krieg sind mehr als 10 000 Menschen gestorben, viele von ihnen Zivilisten. Das Land steht zudem am Rande einer Hungersnot.

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Quelle:
SZ vom 18.11.2016
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