Süddeutsche Zeitung

Israel:Zwei Israelis wegen Brandanschlag auf Palästinenser angeklagt

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Zwei junge Männer wegen Brandanschlag angeklagt

Fünf Monate nach dem tödlichen Brandanschlag auf eine palästinensische Familie im Westjordanland sind in Israel zwei jüdische Extremisten angeklagt worden. Als Hauptverdächtiger bei dem Anschlag wurde jetzt ein 21-jähriger Mann benannt, er muss sich des Mordes verantworten, wie die Nachrichtenagentur Reuters schreibt, aus "rassistischen Motiven". Ein 17-Jähriger soll sein Komplize gewesen sein und wurde wegen Beihilfe zum Mord angeklagt.

Das teilten die israelischen Behörden mit. Damit präsentierten sie nach heftiger Kritik einen Ermittlungserfolg in dem Fall, der seit Monaten Spannungen zwischen Israel und den Palästinensern schürt.

Attacke auf die schlafende Familie

Ende Juli hatten Gewalttäter im palästinensischen Dorf Duma eine Brandbombe in ein Haus geworfen, in dem vier Familienmitglieder schliefen. Ein 18 Monate alter Junge kam in den Flammen ums Leben, seine Mutter und sein Vater erlagen später ihren schweren Verletzungen. Nur ihr vierjähriger Sohn überlebte mit schweren Verbrennungen. Er liegt noch immer im Krankenhaus.

Die Angreifer hatten Sprüche wie "Lang lebe der Messias" und "Rache" auf Hebräisch auf Wände geschmiert. Sie waren entkommen. Erst Anfang Dezember meldeten die Ermittlungsbehörden die Festnahme mehrerer jüdischer Extremisten wegen des Brandanschlags.

Dem 17-Jährigen wird zudem vorgeworfen, im Mai 2014 an einem Brandanschlag auf die Dormitio-Abtei in Jerusalem beteiligt gewesen zu sein. Wegen dieses Anschlags sowie wegen eines Angriffs auf die Brotvermehrungskirche am See Genezareth im Juni wurden auch zwei weitere Israelis angeklagt.

Allen vier Männern wird die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen. Sie hätten zur selben Gruppe gehört und Geständnisse abgelegt, teilte der Geheimdienst Shin Bet mit. Sie hätten den Anschlag auf die Familie als Vergeltungsaktion für den Tod eines Israelis einen Monat vorher bezeichnet.

Immer wieder Angriffe jüdischer Extremisten

Jüdische Extremisten hatten in den vergangenen Jahren immer wieder palästinensische Häuser und Moscheen angegriffen, ebenso wie Kirchen und sogar israelische Militärstützpunkte. Die Täter bezeichnen dies als Widerstand gegen eine angeblich zu palästinenserfreundliche Politik der israelischen Regierung.

Diese hatte den Angriff von Duma scharf verurteilt und eine Politik der Null-Toleranz gegen solche Gewalttaten bekräftigt. Doch dauerte es Monate, bis die Ermittlungen Ergebnisse brachten. Viele Palästinenser waren darüber empört.

Einige sehen dies auch als Ursache für die seit September anhaltende Welle von Messerattacken und anderen Gewalttaten von Palästinensern gegen Israelis. Dabei kamen seither 21 Israelis ums Leben. Zudem wurden mindestens 131 Palästinenser von Israelis getötet. Bei 90 davon handelte es sich nach israelischen Angaben um Angreifer.

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SZ.de/AFP/AP/Reuters
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