Süddeutsche Zeitung

Israel:Rechts, rechter, am rechtesten

Nach dem Raketenhagel in Gaza ist Netanjahu plötzlich ein Getriebener und Israel steuert auf einen harten Wahlkampf zu, der vorwiegend darum kreisen wird, wer die rechteren Positionen vertritt.

Von Alexandra Föderl-Schmid

Die militanten Kräfte im Gazastreifen haben mit ihrem Raketenhagel etwas ausgelöst, womit sie sicher nicht gerechnet haben: einen Wahlkampf in Israel. Verteidigungsminister Avigdor Lieberman schmiss hin und tat dies in seiner gewohnt martialischen Art. Er attackierte Netanjahu für dessen Zustimmung zu einem Waffenstillstand mit der Hamas und warf ihm "Kapitulation vor dem Terror" vor. Netanjahu steht plötzlich als politischer Schwächling da und ist durch diesen Schachzug Liebermans gezwungen, seine Entscheidung wieder und wieder zu verteidigen.

Gleich vier Minister hatten dem Regierungschef im Sicherheitskabinett die Zustimmung verweigert. Netanjahu ist nicht nur mit offenem Widerstand konfrontiert, er muss auch die auf eine Stimme Mehrheit geschmolzene Fünf-Parteien-Koalition zusammenhalten. Wie schwierig das wird, zeigte sich umgehend: Mit Naftali Bennett drohte der nächste Minister und Parteichef mit Rücktritt.

Netanjahu ist plötzlich ein Getriebener und Israel steuert auf einen harten Wahlkampf zu, der vorwiegend darum kreisen wird, wer die rechteren Positionen vertritt. Denn es treten mehrere Parteien aus diesem politischen Spektrum an, die sich unterscheiden wollen. Es droht in den nächsten Monaten eine Schlammschlacht in Israel.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4210487
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 15.11.2018
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.