Süddeutsche Zeitung

Island:Premier von Island hat keine Zeit für US-Vize Pence

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Es läuft gerade nicht so gut für die US-Regierung im Umgang mit kleinen Ländern aus Nordeuropa. Erst der Ärger zwischen Präsident Donald Trump und Dänemark wegen Grönland. Und nun hat die Premierministerin von Island leider keine Zeit, den US-Vizepräsidenten Mike Pence zu empfangen. Katrín Jakobsdóttir sagte dem isländischen Sender RÚV am Dienstag, sie werde am 3. September an einer Gewerkschaftskonferenz in Schweden teilnehmen, und sie plane nicht, am darauf folgenden Tag zurückzureisen. Am 4. September wird Pence in Reykjavik erwartet. Er ist der erste US-Vizepräsident überhaupt, der Island besuchen wird. Jakobsdóttir betonte, es sei aber "absolut nicht" ihre Absicht, den Besucher zu brüskieren. Ihre Pläne bekräftigte sie am Mittwoch nochmals.

Jakobsdóttir sagte zur Begründung, dass der Pence-Besuch vom Außenministerium organisiert worden sei, dieser Termin habe alle früher getroffenen Vereinbarungen ordentlich "durcheinandergewirbelt" und es sei eben schwierig gewesen, die eigenen Termine darum herum zu organisieren. Ihre Zusage, eine Rede bei dem für sie wichtigen Thema Arbeit in Schweden zu halten, habe sie vor langer Zeit gegeben. Das Außenministerium wird von der konservativen Unabhängigkeitspartei geführt, Jakobsdóttir gehört den Linksgrünen an. Die Entscheidung nach Schweden zu reisen, war gefallen, bevor Trump seine Dänemark-Reise am Dienstag abgesagt hatte.

Historiker: Verhalten "beispiellos"

Jakobsdóttir führt die Links-rechts-Regierung seit Ende 2017. Sie selbst hat bei den Themen Klimaschutz und Abtreibung dezidiert andere Meinungen als die US-Regierung. Sie betonte aber, sie habe erst jüngst ein "gutes" Gespräch mit Außenminister Pompeo geführt und auch mit Trump habe sie bereits während eines Nato-Treffens geredet. Sie sagte dem Sender, sie verspreche, dass Pence trotz ihrer Abwesenheit "ein Team ranghoher isländischer Politiker" treffen werde.

Der Historiker Thor Whitehead sagte der Nachrichtenagentur Associated Press, dieses Verhalten sei "beispiellos". Er bezweifele, dass irgendein Staatsmann der westlichen Welt lieber zu einer Konferenz ins Ausland fahre, statt zu Hause einen wichtigen Partner zu begrüßen.

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