Süddeutsche Zeitung

Islamisten:Taliban in Afghanistan sollen neuen Anführer haben

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Von Ronen Steinke, München

Die bisherige Nummer zwei in den Rängen der afghanischen Taliban soll zur Nummer eins der Miliz aufgerückt sein. Das berichtete die Nachrichtenagentur Associated Press unter Berufung auf Führungskreise der islamistischen Gruppe. Bisher war Akhtar Mansour Stellvertreter des Talibanchefs Mullah Omar, doch nach dessen Tod soll sich der siebenköpfige Führungsrat, die Schura, auf ihn als Nachfolger geeinigt haben.

Dem soll ein Führungsstreit vorangegangen sein - die bisherige Nummer zwei galt vielen in der Führungsriege als zu kompromissbereit gegenüber der afghanischen Regierung. So berichtet die britische BBC, vor allem der ranghöchste militärische Kommandeur der Taliban, Mullah Qaum Zakir, habe sich deshalb gegen den bisherigen Vizechef ausgesprochen, doch habe er sich in dem mehrtägigen Schura-Treffen in der pakistanischen Stadt Quetta nicht durchgesetzt. Der neue Talibanchef trete sein Amt demnach geschwächt an.

Die Nachricht vom Tod des bisherigen Anführers hatte am Mittwoch Spekulationen ausgelöst, am Donnerstag bestätigten die afghanischen Taliban jedoch die Meldung. Mullah Omar sei erst "in den vergangenen zwei Wochen" an den Folgen einer Krankheit gestorben - und also nicht bereits vor zwei Jahren, wie dies sowohl die pakistanische als auch die afghanische Regierung verbreiten.

Afghanische Regierung begrüßt Ernennung Mansurs

Die Taliban verhandeln seit vergangenen Februar über ein Friedensabkommen mit der afghanischen Regierung; das benachbarte Pakistan vermittelt. Der bisherige Vizechef der Taliban Akhtar Mansour gilt als Befürworter dieser Annäherung. Wenn es stimmt, was die beiden Regierungen verbreiteten, dann stand er auch bereits seit zwei Jahren de facto an der Spitze dieser Bemühungen.

Die afghanische Regierung begrüßte die offizielle Ernennung Mansurs, den sie als Verhandlungspartner kennt. Mit ihm sei "der Boden für die afghanischen Friedensgespräche stärker geebnet als zuvor". Sie rief erneut die "bewaffneten Oppositionsgruppen" auf, die Gelegenheit zu ergreifen und am Friedensprozess teilzunehmen. Mansour war während des Taliban-Regimes von 1996 bis 2001 Luftfahrtminister. Er galt lange als der wahrscheinlichste Nachfolger von Mullah Omar.

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Quelle:
SZ vom 31.07.2015
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