Süddeutsche Zeitung

Iran:Test für die Macht

Die Raketenstarts sind Proben für Teherans Politik.

Von Paul-Anton Krüger

Die umstrittenen Raketenstarts in Iran dienen den Revolutionsgarden nicht nur dazu, die komplizierte Technik zu testen und die Trägersysteme weiter zu entwickeln. Sie sind vor allem politischer Natur.

Zum einen wollen die Garden, die wichtigste Organisation des radikalen Flügels im Regime, ihren Einfluss gegenüber der Regierung von Präsident Hassan Rohani ausbauen. Denn sie halten das internationale Atomabkommen für eine Niederlage Irans und die auf Dialog ausgerichtete Außenpolitik für ein Zeichen der Schwäche. Sie wollen zurück zu einem Kurs, der auf Provokation und Demonstration vermeintlicher Stärke setzt. Die Garden gehören nämlich zu den Verlierern der Aufhebung der Sanktionen. In lukrativen Wirtschaftsbereichen, die sie kontrollieren, droht nun internationale Konkurrenz. Rohani will zudem die Korruption bekämpfen, was die Garden als Bedrohung ihrer Geschäftsinteressen auffassen müssen.

Zum anderen wollen sie die Reaktion der Welt testen - und der Mächte in der Region, allen voran Saudi-Arabien. Russland ist nicht gewillt, den Raketen Sanktionen folgen zu lassen. Daraus zieht man in Teheran Schlüsse, dass etwa harsches Auftreten auch in der Region ohne Konsequenzen bleiben wird. Wie in der innenpolitischen Auseinandersetzung wissen die Garden auch hier den Obersten Führer Ali Chamenei vorerst an ihrer Seite. Weitere Provokationen dürften also folgen.

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Quelle:
SZ vom 31.03.2016
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