Süddeutsche Zeitung

Iran:Ahmadinedschad bewirbt sich erneut um Präsidentenamt

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Der frühere iranische Staatschef Mahmud Ahmadinedschad hat überraschend seine Bewerbung für die Präsidentenwahl eingereicht. Zusammen mit seinem langjährigen Stellvertreter Hamid Baghai ließ er sich im Innenministerium registrieren. Das berichteten iranische Staatsmedien. Reporter der Nachrichtenagentur AP beobachteten am Mittwoch, wie verblüffte Vertreter der Wahlbehörde die Unterlagen des früheren Präsidenten bearbeiteten.

Ahmadinedschad hatte eigentlich zuvor erklärt, nicht erneut für das Amt zu kandidieren, nachdem das geistliche Oberhaupt des Iran, Ayatollah Ali Khamenei, ihm empfohlen hatte, sich nicht aufstellen zu lassen. Ahmadinedschad war bereits von 2005 bis 2013 Präsident des Landes. Vergangene Woche gab der 60-Jährige bekannt, dass er den eher unerfahrenen Baghai im Kampf gegen Amtsinhaber Hassan Rohani - laut Beobachtern als "graue Eminenz" - unterstützen werde.

Warum der Ex-Präsident nun doch selbst antreten will, blieb zunächst unklar. Ahmadinedschad sagte, seine Registrierung als Kandidat diene "lediglich der Unterstützung Baghais". Zur vorherigen Empfehlung Khameneis, er solle nicht antreten, sagte er, diese sei "nur ein Ratschlag" gewesen.

Wächterrat hat das letzte Wort

Seit Dienstag und bis einschließlich Samstag können sich Kandidaten für die am 19. Mai stattfindende Wahl registrieren lassen. Mehr als 120 voraussichtliche Bewerber haben das bereits getan. Alle Kandidaten müssen sich noch einer Überprüfung durch den Wächterrat stellen, der in der Vergangenheit häufig Kandidaten ausgeschlossen hatte. Am 27. April will der Rat die endgültige Bewerberliste bekanntgeben. Amtsinhaber Hassan Rohani, der mit den USA den Atom-Deal ausgehandelt hatte, ist bereits für eine erneute Kandidatur qualifiziert.

Viele Konservative in Iran erhoffen sich jedoch einen Kandidaten, der dem US-Präsidenten Donald Trump mit starken Worten die Stirn bieten kann. Der Hardliner Ahmadinedschad hatte in seiner Amtszeit für kontinuierliche Spannungen mit dem Westen und Israel gesorgt. Er baute das Atomwaffenprogramm des Landes aus, rief zur Zerstörung Israels auf und leugnete den Holocaust.

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