Süddeutsche Zeitung

Terrormiliz:Irak wirft IS Einsatz von Giftgas vor

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Giftgas-Vorwürfe im Irak

Irakische Soldaten wurden bei Kämpfen gegen die radikalislamische Organisation "Islamischer Staat" (IS) möglicherweise Opfer von Giftgas. Wie irakische Regierungsvertreter einem Bericht der Washington Post zufolge mitteilten, wurden im September elf Sicherheitskräfte nach Kämpfen gegen den IS nödlich von Bagdad mit schweren Vergiftungserscheinungen in Krankenhäusern behandelt. Die Diagnose der Ärzte lautete demnach "Vergiftung mit Chlorgas". Die elf irakischen Sicherheitskräfte überlebten den Angriff demnach.

Den Berichten zufolge ließen die IS-Kämpfer eine Bombe explodieren, die eine große Menge gelben Qualms freisetzte. Die Schwaden sollen nach der Explosion lange über dem Boden gehangen haben.

USA untersuchen die Vorfälle

US-amerikanische Offizielle sagten der New York Times, sie prüften entsprechende Berichte. Alistair Baske, Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA, sagte: "Wir nehmen solche Vorwürfe weiter sehr ernst. Der Einsatz von Chlorgas als chemische Waffe ist abscheulich." Berichte wie dieser zeigten, wie wichtig es sei, Chemiewaffen in der Bürgerkriegsgegend zu vernichten.

Berichte über Giftgas in Kobanê

Erst kürzlich hatte es ähnliche Anschuldigungen aus der umkämpften syrischen Grenzstadt Kobanê gegeben. Kurdenpolitiker warfen dem IS vor, Giftgas gegen kurdische Bewohner der Stadt eingesetzt zu haben. Augenzeugen berichten, dass zahlreiche Einwohner unter Atemnot litten und Symptome eines Giftgasanschlags zeigten.

Die New York Times hatte Mitte Oktober berichtet, dass die IS-Kämpfer über größere Mengen an Chemiewaffen verfügen könnten. Noch immer lagern Tausende Granaten und Raketen mit Chemiewaffen in Depots, die mittlerweile vom IS kontrolliert werden. Inwieweit die Altbestände noch nutzbar sind, ist aber unklar. Für den Einsatz von Giftgas durch den IS gibt es bislang keine Bestätigung.

Sicherheitsrat soll über Giftgas beraten

Die Berichte über einen angeblichen Einsatz von Chemiewaffen durch den IS werden möglicherweise auch den UN-Sicherheitsrat beschäftigen. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) regte nach Angaben aus Regierungskreisen in einem Telefonat mit UN-Generalsekretär Ban Ki Moon an, dass sich das mächtigste Gremium der Vereinten Nationen mit dem Thema befasst. Ban habe zugesagt, das Thema "aufzunehmen", hieß es in Berlin.

Irakische Armee nicht bereit zu Gegenoffensive

Die irakische Armee ist nach Einschätzung des US-Militärs noch längst nicht bereit für eine Gegenoffensive gegen den IS. Die Sicherheitskräfte im Irak seien bisher lediglich zu kleineren Angriffen auf die Dschihadisten in der Lage, sagte ein US-Militärvertreter. Eine großangelegte Gegenoffensive, um die verlorenen Gebiete im Norden und Westen des Landes von den IS-Milizen zurückzuerobern, sei erst in einigen Monaten denkbar. Dafür müsse sich die Armee nach ihren schweren Niederlage im Sommer zunächst reorganisieren.

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