Süddeutsche Zeitung

Großbritannien:Sunak gewinnt auch dritte Abstimmung um Johnson-Nachfolge

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Mit 115 Stimmen bestätigt der Ex-Finanzminister seine Favoritenrolle unter den Tory-Abgeordneten. Nicht mehr dabei ist Tom Tugendhat.

Von Celine Chorus

Im Rennen um die Nachfolge des britischen Premierministers Boris Johnson hat Ex-Finanzminister Rishi Sunak erneut die meisten Stimmen hinter sich vereinigen können. Bei der dritten Abstimmungsrunde in der Tory-Fraktion erhielt er am Montag 115 von 357 Stimmen. Dahinter landeten die Handels-Staatssekretärin Penny Mordaunt (82 Stimmen) und Außenministerin Liz Truss (71). Die Abgeordnete Kemi Badenoch (58) sicherte sich den vierten Platz.

Nicht in die nächste Runde schaffte es dagegen der Letztplatzierte Tom Tugendhat. In dem Verfahren scheidet in jeder Runde der Kandidat mit den wenigsten Stimmen aus. Schon vor der Abstimmung war erwartet worden, dass dies der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses sein würde. Die Abstimmungen unter den Abgeordneten werden so lange fortgesetzt, bis nur noch zwei Bewerber übrig sind. Dann sollen die 200 000 Parteimitglieder per Briefwahl entscheiden. Wer Johnson als Parteivorsitzender und damit als Regierungschef nachfolgt, soll am 5. September feststehen.

Neben Sunak werden auch Außenministerin Truss gute Chancen auf den Spitzenposten eingeräumt. Beide Favoriten hatten am Montag ihre Teilnahme an einer geplanten dritten TV-Debatte abgesagt. Das Streitgespräch zwischen den bis dahin drei verbliebenen Kandidaten wurde daraufhin vom übertragenden Sender Sky News abgesagt. Sunak und Truss hatten sich bei einer TV-Debatte am Sonntagabend gegenseitig heftig kritisiert. Die Schärfe der Auseinandersetzung löste Berichten zufolge in der Partei Besorgnis aus. Beide gerieten unter anderem wegen unterschiedlicher Pläne für Steuersenkungen aneinander. Aber auch persönliche Angriffe blieben nicht aus.

Johnson stellt Vertrauensfrage

Unabhängig von dem Verfahren setzte die Regierung für Montagabend eine Vertrauensfrage an. Sie reagierte damit auf Kritik daran, dass sie in der vergangenen Woche einen Misstrauensantrag der Labour-Partei gegen Johnson abgeblockt hatte, mit dem die Oppositionellen den Premier zum sofortigen Rücktritt zwingen wollten. Wie erwartet überstand die Regierung die Abstimmung. Bei einer Niederlage wäre eine baldige Neuwahl unausweichlich gewesen - das wollen selbst die Johnson-Gegner in der Tory-Partei jedoch wegen schlechter Umfragewerte derzeit unbedingt vermeiden.

Johnson hatte die Debatte am Nachmittag selbst eröffnet und dabei sein politisches Vermächtnis verteidigt. Er habe den Brexit vollendet und in den großen Fragen die richtigen Entscheidungen getroffen, sagte Johnson im Londoner Unterhaus. Oppositionsführer und Labour-Chef Keir Starmer bezeichnete es vor der Abstimmung als "absurd", dass Johnson die Vertrauensfrage wohl gewinnen werde, obwohl er die Unterstützung seiner Fraktion verloren habe.

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