Süddeutsche Zeitung

Griechenland in der Krise:Parteien einigen sich auf Übergangsregierung

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Durchbruch nach stundenlangen, zähen Verhandlungen: In Athen haben sich die Konservativen und die Sozialisten auf die Bildung einer Übergangsregierung verständigt, die das Land vor der Pleite retten soll. Wer der Nachfolger des zurückgetretenen Regierungschefs Papandreou wird, soll erst am Dienstag bekannt gegeben werden. Als aussichtsreichster Kandidat gilt der frühere EZB-Vize Lucas Papademos.

Nach zähen Verhandlungen haben Griechenlands scheidender sozialistischer Ministerpräsident Giorgos Papandreou und der konservative Oppositionsführer Antonis Samaras die Bildung einer Einheitsregierung besiegelt. Die Gespräche zwischen der sozialistischen PASOK und der konservativen ND seien positiv verlaufen, teilte Regierungssprecher Ilias Mosialos der dpa mit. Einzelheiten nannte er nicht.

Dem staatlichen TV-Sender NET zufolge sollerst am Dienstag bekannt gegeben werden, wer neuer Regierungschef wird und wer in seinem Kabinett sitzen wird. Als aussichtsreichster Kandidat wird der frühere Vizepräsident der Europäischen Zentralbank, Lucas Papademos, gehandelt. Er soll in den Verhandlungen Medienberichten zufolge aber mehrere Bedingungen für eine Übernahme des Amts gestellt haben soll.

Der parteilose Papademos gilt als Wegbereiter des Eurobeitritts Griechenland. Zwischen 1994 und 2002 war er Chef der griechischen Zentralbank, 2001 trat sein Land der Euro-Zone bei. Außerdem drängte Papademos die Regierung massiv zu finanzpolitischer Disziplin - ohne dauerhaften Erfolg. Während seiner Amtszeit sank die vergleichsweise hohe Inflation in Griechenland von elf auf 2,6 Prozent. Anschließend wurde Papademos - als erster Grieche - Mitglied im Direktorium der Europäischen Zentralbank (EZB).

Wie aus Verhandlungskreisen in Athen bekannt wurde, gibt es aber auch einen weiteren Kandidaten für die Papandreou-Nachfolge. Auch der ehemalige EU-Bürgerbeauftragte Nikiforos Diamandouros komme in Frage, hieß es.

Eine Regierung der nationalen Einheit soll in Griechenland die beim jüngsten Eurogipfel Ende Oktober gefassten Beschlüsse zur finanziellen Stabilisierung des Landes umsetzen. Die Übergangsregierung soll bis zum 19. Februar im Amt sein, dann soll es Neuwahlen geben.

Zuvor hatte der noch amtierende Ministerpräsident Papandreou vor einer Woche mit der Ankündigung für Aufregung gesorgt, die Griechen in einer Volksabstimmung über die Gipfelbeschlüsse abstimmen zu lassen. Unter internationalem Druck nahm er inzwischen Abstand von dem Vorhaben und kündigte am Sonntag an, zu Gunsten einer Einheitsregierung auf sein Amt zu verzichten.

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