Süddeutsche Zeitung

GIZ:Personal-Entwicklung

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Die große Koalition schachert mit Posten bei der bundeseigenen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit - und erntet damit scharfe Kritik vom Aufsichtsrat. Dabei hat die Organisation als Auffanglösung für Politiker bereits Tradition.

Von M. Bauchmüller, K. Ludwig, Berlin

Was ihr Personal angeht, will die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) nichts dem Zufall überlassen. Dafür gibt es "Opal", die "optimierte Personalauswahl". Bewerber müssen hier miteinander in eine Art Konkurrenzkampf treten und werden dabei auch noch von Psychologen begutachtet. Schließlich sollen nur die Besten Deutschlands Entwicklungshilfe organisieren. Mit fast 21 000 Mitarbeitern ist die Gesellschaft mit Sitz in Eschborn bei Frankfurt ein wahrer Koloss der Entwicklungszusammenarbeit, Geschäftsvolumen 2017: 2,6 Milliarden Euro. Das meiste Geld allerdings kommt vom Bund, er ist auch der einzige Gesellschafter. Und er will mitreden.

Deshalb lief auch die Besetzung des zentralen Postens für die 21 000 Mitarbeiter, dem des Arbeitsdirektors, nicht ganz so optimiert. Thorsten Schäfer-Gümbel soll den Posten bekommen, vormals SPD-Chef in Hessen, stellvertretender SPD-Chef im Bund, gescheiterter SPD-Kandidat bei den hessischen Landtagswahlen. Es habe, so heißt es aus Kreisen des Aufsichtsrates, eine Absprache innerhalb der großen Koalition gegeben: Den Posten des Arbeitsdirektors, vakant seit Sommer 2018, sollte ein Sozialdemokrat bekommen. Das Bundesentwicklungsministerium dementiert so einen Deal: "Die Auswahl erfolgt stets nach Eignung und Befähigung. Hierzu gibt es einen strukturierten Auswahlprozess mit einer Vielzahl an potenziellen Kandidatinnen und Kandidaten", sagte ein Sprecher.

Und tatsächlich war die Besetzung des Postens wohl anders geplant, als Vorstandsmitglied Hans-Joachim Preuß im April 2018 seinen Abschied bekannt gegeben hatte. Es sei ein Findungsgremium gebildet und ein Personalberatungsunternehmen angeheuert worden, heißt es von der GIZ. Das Gehalt sollte hoch genug sein, um auch Leute aus der freien Wirtschaft zu dem Bundesunternehmen zu locken, erfuhr der Aufsichtsrat. Allerdings, so erklärt es die GIZ, hatte auch der Bund "die Möglichkeit, sich in diesen Prozess einzubringen". Der erste Favorit für den Posten war im vorigen Oktober der Sozialdemokrat Matthias Machnig.

Als Auffanglösung für Politiker hat die Organisation durchaus Tradition

Arbeitnehmervertreter opponierten damals gegen den Plan: Machnig habe zu wenig Erfahrung, zu wenig entwicklungspolitischen Hintergrund, sei eine rein politische Besetzung. Dabei konnte er im Unterschied zu Schäfer-Gümbel zumindest darauf verweisen, schon große Apparate geführt zu haben, als Staatssekretär erst im Umwelt-, später im Wirtschaftsministerium, als Wirtschaftsminister Thüringens. Am Ende zog er frustriert zurück.

Im Aufsichtsrat sorgt das ganze Vorgehen, auch die Personalie Schäfer-Gümbel, für Kopfschütteln. "Wenn das wichtigste Kriterium ist, dass man ein bestimmtes Parteibuch hat, dann läuft irgendwas gehörig falsch", sagt Michael Leutert, der für die Linkspartei im Aufsichtsrat sitzt. "Für die SPD hat es ein Problem gelöst, aber auf Kosten der GIZ." Nicht wenige vermuten, dass mit Schäfer-Gümbel auch ein frustrierter Sozialdemokrat die Parteispitze verlassen sollte - schließlich war die Bundespartei auch am schlechten Abschneiden bei der Hessen-Wahl nicht ganz unschuldig.

Als Auffanglösung für Politiker hat die GIZ durchaus Tradition. An der Spitze steht seit 2012 CDU-Frau Tanja Gönner. FDP-Minister Dirk Niebel machte einst seinen Parteifreund Tom Pätz zum GIZ-Vorstand. Dort machte Pätz aber vor allem durch Spesenabrechnungen von sich reden - und weil er danach abtreten musste.

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Quelle:
SZ vom 22.03.2019
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