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Geflügelwirtschaft:Koalition: Küken dürfen weiter geschreddert werden

Trotz anhaltender Kritik an der Massentötung von männlichen Küken ist die große Koalition gegen ein gesetzliches Verbot. CDU/CSU und SPD stimmten am Donnerstagabend gegen entsprechende Forderungen der Opposition. Die Grünen hatten in einem Antrag gefordert, die Praxis des Kükenschredderns nach "zeitnaher, angemessener Übergangsfrist" zu untersagen.

Das lehnten die Regierungsfraktionen ab. "Tierwohl verbessern geht nicht mit der Brechstange und mit Verboten, sondern nur gemeinsam mit den Tierhaltern", sagte der CDU-Abgeordnete Dieter Stier, "sonst verlagern wir die Tierhaltung ins Ausland."

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) setzt auf die Entwicklung eines wissenschaftlichen Verfahrens, bei dem das Geschlecht vor dem Ausbrüten der Eier erkannt wird, so dass männliche Küken erst gar nicht schlüpfen. Damit soll die Kükentötung bereits im kommenden Jahr aufhören, meint der Bayer. Der Koalitionspartner SPD unterstützt das Vorhaben, pocht aber darauf, dass es sich dabei lediglich um eine Übergangslösung handelt.

Immer mehr Küken werden in Deutschland getötet

2015 wurden möglicherweise 48 Millionen Hühnerküken nach dem Schlüpfen getötet - und damit 3,3 Millionen mehr als 2014. Das geht aus einer Antwort des Bundesagrarministeriums auf eine Grünen-Anfrage hervor. Das sind die Zahlen der geschlüpften weiblichen Küken - nach Angaben des Ministeriums ist aber anzunehmen, dass jährlich etwa die gleiche Anzahl männlicher Küken schlüpft. Diese werden massenhaft getötet, weil sie keine Eier legen und nicht genug Fleisch ansetzen.

Der erneute Anstieg sei ein Armutszeugnis für Agrarminister Schmidt, sagte Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer. Er warf der großen Koalition vor, das Kükenschreddern weiterlaufen zu lassen.

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