Süddeutsche Zeitung

Gaza:Hamas meldet Waffenruhe mit Israel

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Bei dem schwersten militärischen Schlagabtausch seit dem Gazakrieg 2014 sind am Samstag zwei Jugendliche in Gaza getötet sowie drei Israelis und 14 Palästinenser verletzt worden. Als Reaktion auf anhaltenden Raketenbeschuss flog die israelische Luftwaffe erstmals seit 2014 massive Luftangriffe am Tag. Sie sparte anders als zumeist in der Vergangenheit nicht die dichtbesiedelte Großstadt Gaza aus.

Am Samstagabend meldete die radikalislamische Hamas, man habe sich auf eine Waffenruhe mit Israel verständigt. Die Feuerpause sei Ergebnis ägyptischer Vermittlungsbemühungen, teilte die Gruppe am späten Samstagabend mit. Von isreaelischer Seite gibt es dafür auch am Sonntagmorgen keine Bestätigung.

Es ist zudem unklar, ob die Waffenruhe hält. Militante Palästinenser haben in der Nacht zum Sonntag vier Geschosse auf israelisches Gebiet abgefeuert, sagte ein israelischer Armeesprecher.

Bei dem isreaelischen Angriff auf ein Gebäude in Gaza wurden am Samstag ein 15-Jähriger und ein 16-Jähriger getötet. Sie seien von Granatsplittern getroffen worden, hieß es. Augenzeugen zufolge hielten sie sich in der Nähe des Gebäudes auf. Nach Angaben der israelischen Armee nutzte die Hamas das Hochhaus und einen Tunnel darunter zum Training für einen Häuserkampf. Die Bewohner seien vor dem Angriff gewarnt worden.

Neben dem Haus ist ein Park. Dieser wird Anwohnern zufolge im Sommer von vielen Familien besucht. "Deswegen wurden beim jüngsten Angriff so viele Zivilisten verletzt", zitiert Al Jazeera einen Journalisten aus Gaza.

Israel hatte bereits in der Nacht Hamas-Ziele angegriffen, darunter zwei Tunnel. Tagsüber sei das Hauptquartier eines Hamas-Bataillons in Beit Lahia im Norden des Gazastreifens komplett zerstört worden, ebenso wie ein logistisches Zentrum mit Helium-Vorräten, sagte Armeesprecher Conricus. Er sprach von "Vergeltung der israelischen Armee gegen die Hamas".

Selbst während der Angriffe seien mehr als ein Dutzend Raketen auf Israel abgefeuert worden. Fünf von ihnen seien abgefangen worden. In einem seltenen Eingeständnis erklärte die Hamas, mit dem Raketenbeschuss habe sie Israel von weiteren Aktionen abschrecken wollen. In Sderot haben Raketen am Samstagabend ein Haus getroffen und drei Israelis darin leicht bis mittelschwer verletzt. Es war das erste Mal seit Beginn der jüngsten Konfrontation zwischen Hamas und Israel im Frühjahr, dass Raketen aus dem Gazastreifen in Israel Menschen verletzten.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte, Israel habe der Hamas den "härtesten Schlag" seit dem Gazakrieg versetzt und drohte: "Wir werden die Intensität der Angriffe wenn nötig verstärken." Nach dieser Drohung und nach ägyptischen Vermittlungsversuchen hat die Hamas am späten Samstagabend eine Waffenruhe verkündet.

Seit dem 30. März haben israelische Soldaten bei teils gewaltsamen Protesten an der Gaza-Grenze nach palästinensischen Angaben rund 140 Menschen getötet. Viele davon waren Hamas-Mitglieder. Die Palästinenser fordern ein Ende der vor mehr als zehn Jahren verhängten Gaza-Blockade und ein Rückkehrrecht palästinensischer Flüchtlinge in das israelische Staatsgebiet.

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