Süddeutsche Zeitung

Französische Rechtspartei:Front National leiht sich Geld aus Russland

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Von Christian Wernicke, Paris

Frankreichs rechtsextremer Front National (FN) stützt sich bei der Finanzierung seiner Parteiarbeit auf einen Millionenkredit aus Russland. FN-Chefin Marine Le Pen bestätigte am Montag, dass ihre Partei sich bereits im September neun Millionen Euro bei der in Moskau ansässigen First Czech Russian Bank (FCRB) geliehen habe. Die FCRB gehört einem Oligarchen, dem gute Verbindungen zu Kreml-Chef Wladimir Putin nachgesagt werden.

Das Internetportal Mediapart hatte am Wochenende enthüllt, der russische Kreditvertrag sei erst "nach massivem Lobbying führender FN-Politiker" zustande gekommen. Dazu habe Marine Le Pen im Februar in Moskau neben Präsident Putin auch den russischen Abgeordneten und Geschäftsmann Alexander Babakow getroffen, gegen den die EU Sanktionen verhängt hat.

Zweil Millionen Euro bereits ausgezahlt

Le Pen und FN-Schatzmeister Wallerand de Saint-Just erklärten, die Partei benötige das Geld für die Organisation eines Parteitages an diesem Wochenende in Lyon sowie für zwei Wahlkämpfe in 2015. Zwei Millionen Euro seien bereits von der FCRB ausgezahlt worden. "Der eigentliche Skandal ist, dass uns französische Banken nichts leihen" empörte sich Le Pen.

Der FN habe deshalb vor Monaten in diversen Ländern nach Geldgebern "gefischt - und beim ersten, der angebissen hat, haben wir unterschrieben". Vorwürfe, ihre Partei begebe sich mit dem Darlehen in politische Abhängigkeit, wies sie als "lächerlich" zurück: Ihre Partei verfolge seit Langem eine prorussische Linie.

Tatsächlich verschärfte die europhobe Partei ihre Kritik an der EU-Außenpolitik zuletzt. So machte Le Pen allein Brüssel für den Ausbruch der Ukraine-Krise verantwortlich. Seither ergreift Le Pen immer wieder Partei für Moskau. Die erklärte Bewunderin von Präsident Putin lobt dessen Nationalismus als Vorbild für die französische Politik. Aktuell fordert sie, Paris solle zwei in Frankreich gefertigte Kriegsschiffe an Moskau ausliefern.

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Quelle:
SZ vom 25.11.2014
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