Süddeutsche Zeitung

Frankreich:Kein Status für Brigitte Macron

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Von Andrea Bachstein

Was sie alles bewältigen soll - Patin für Pandabären sein, sexistische Komplimente ("Sie sind ja gut in Form") von Donald Trump charmant überhören, auf Hunderte Briefe jeden Tag reagieren, immer top aussehen, jede Stilkritik erdulden, sich sozial betätigen, reisen, sich makellos benehmen, dem Staatsoberhaupt ebenbürtige Partnerin sein. Und natürlich soll sie auch eine eigenständige, emanzipierte Persönlichkeit verkörpern.

Brigitte Macron, 64, Gattin von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, hat als Première Dame der Grande Nation einen anspruchsvollen Fulltime-Job. Einen, der nicht so genau definiert ist, wie meist bei den Ehefrauen und -männern Regierender und Staatschefs.

Irgendwie repräsentativ eben - und irgendwie als höfisches Überbleibsel aus der Zeit gefallen, in der sich die Frauen nicht mehr nur als Accessoire ihres Mannes verstehen können. Emmanuel Macron betonte immer, wie wichtig seine Frau für seine eigene politische Karriere war. Dass er nie geworden wäre, was er ist - ohne sie, die einst seine Lehrerin war und mit ihm den Mut zu einer Ehe hatte, auf die so mancher irritiert reagiert, weil sie 24 Jahre älter ist als er. Die Aufregung darüber hat sich gelegt, auch, weil die Ehe geglückt erscheint.

Die Mehrheit der Franzosen ist gegen die Statusänderung

Im Wahlkampf war die so gar nicht omihafte siebenfache Großmutter schon ein Trumpf für den Shootingstar Macron. Sie trainierte ihn für Auftritte, war seine PR-Chefin. Und er kündigte an, für die Premières Dames solle nun ein offizieller Status geschaffen werden, angemessen ihrer Arbeit für den Staat.

Nichts da, wetterten nach der Wahl seine politischen Gegner, und so reagierten in den vergangenen Wochen auch 280 000 Franzosen. Sie schlossen sich einer Onlinepetition gegen die Statusänderung der Präsidentenfrau an. 69 Prozent der Franzosen sind Umfragen zufolge gegen so eine Anerkennung. Es mag mitspielen, dass der erst im Juni angetretene Macron bei den Franzosen schon im zweistelligen Prozentbereich an Gunst verloren hat.

Aber Hauptargument der Gegner ist das Geld, auch wenn nie ein Gehalt für die Präsidentenfrau geplant war. Die Petition sagt, Brigitte Macrons Kompetenz werde nicht bezweifelt, aber angesichts der Sparzwänge verlange das "nationale Bewusstsein" Zurückhaltung. So wie in den USA, wo die First Lady einen offiziellen Status und Mitarbeiterstab hat, solle es nicht werden.

Dabei wollte der Elysée laut dem Präsidialamt doch Transparenz schaffen mit einem separaten Budget für die Erste Dame. Denn natürlich braucht auch sie Personenschutz, ein Büro mit ein paar Mitarbeitern für Korrespondenz und Terminplanung. 450 000 Euro koste das, schätzte Frankreichs Rechnungshof 2014.

Was nun werden soll, will der Elysée-Palast dieser Tage mitteilen. Der Präsident ist offenbar eingeknickt. Es sickerte durch, es werde wohl kein extra Budget geben und auch nicht den Titel Première Dame oder eine politische Rolle. Macrons Vorgänger François Hollande hatte sehr viele Probleme, aber zumindest dieses nicht: Infolge seines turbulenten Privatlebens blieb die Stelle der Ersten Frau stets vakant.

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Quelle:
SZ vom 10.08.2017
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