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Fraktionsvorsitz:Kampfabstimmung bei den Grünen

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Bei der Wahl der Grünen-Fraktionschefin kommt es zu einer Kampfabstimmung: Sowohl die frühere Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt als auch die Wirtschaftsexpertin Kerstin Andreae haben bei einem Treffen der Realos in der Fraktion am Montagabend an ihrer Kandidatur festgehalten.

Als Kandidat der Parteilinken für die Doppelspitze der Grünen-Bundestagsfraktion ist Verkehrspolitiker Anton Hofreiter gesetzt, bei den Realos wird es am Dienstag eine Gewinnerin und eine Verliererin geben: Um den Fraktionsvorsitz bewerben sich die frühere Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt und die Wirtschaftsexpertin Kerstin Andreae. Bei einem Vorbereitungstreffen des realpolitischen Flügels der Fraktion am Montagabend verzichteten die rund 30 Teilnehmer auf eine Probeabstimmung.

Damit setzten sich namhafte Vertreter der Realos nicht durch, die auf eine klare Absprache innerhalb des Flügels vor der Abstimmung in der Fraktion gedrängt hatten. Sie fürchten eine Schwächung der Realos gegenüber den Parteilinken.

Bei dem Treffen am Abend gab es aber laut Teilnehmern Konsens über die inhaltiche Neuausrichtung der Grünen nach der Niederlage bei der Bundestagswahl. So müsse der ökologische Umbau der Gesellschaft wieder als grünes Kernanliegen betont werden, dabei wollten die Grünen auch Bündnisse mit der Wirtschaft anstreben. Dazu hätten sich sowohl Göring-Eckardt als auch Andreae bekannt.

Während Andreae als wirtschaftsfreundlich gilt, hat sich Göring-Eckardt auch mit sozialen Forderungen im Wahlkampf positioniert. Andreae gilt als Gesicht für einen Neuanfang, Göring-Eckardt steht eher für Kontinuität, zumal sie zu Zeiten der rot-grünen Bundesregierung bereits Fraktionschefin war.

Göring-Eckardt hatte bei den Realos mit der Ankündigung ihrer Kandidatur in der Woche nach der Bundestagswahl manche vor den Kopf gestoßen, denn auch Andreaes Ambitionen waren zu dem Zeitpunkt bereits bekannt. Andreae zog dann nach - eine interne Absprache, die als Zeichen der Geschlossenheit des Parteiflügels gewertet werden könnte, wurde erschwert. Während Göring-Eckardt weiter ankündigte, sich auf jeden Fall der gesamten Fraktion zur Wahl stellen zu wollen, wollte Andreae ein Votum ihres Flügels akzeptieren.

Die neue Fraktionsspitze soll Teil der Sondierungsgruppe für die Gespräche mit der Union über eine mögliche Koalition am Donnerstag sein. Parteichefin Claudia Roth kündigte am Nachmittag an, ernste Gespräche führen zu wollen. Eine Showveranstaltung solle es nicht werden.

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