Süddeutsche Zeitung

Österreich:Die "dunklen Flecken" der FPÖ

"Schonungslos" wollte die österreichische Rechtspartei die eigene Vergangenheit aufarbeiten. Nun ist der Bericht fast fertig - allerdings immer noch ohne "Koscher-Stempel".

Von Leila Al-Serori, München

Seit mehr als einem Jahr tüftelt eine von der österreichischen Rechtspartei FPÖ eingesetzte Historikerkommission an einem Bericht über die eigene Geschichte. "Schonungslos" wollte man die "dunklen Flecken" aufarbeiten, angefangen bei der Entstehung der Partei bis hin zu heutigen Verbindungen zu Rechtsextremen. Nun ist der Bericht fast fertig und wurde in Teilen in Wien präsentiert. In einem Resümee heißt es, dass es personell eindeutig Berührungspunkte mit dem Nationalsozialismus gegeben habe - die FPÖ aber nicht als Nachfolgeorganisation der NSDAP zu sehen sei. Der Gesamtbericht, der mehr als 1000 Seiten umfasst, soll zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht werden.

Die FPÖ erklärte die neue Verzögerung mit dem Ansinnen, einen "Koscher-Stempel" einholen zu wollen, also eine Bewertung durch einen Wissenschaftler aus Israel - was sich als schwierig erweise. Im Vorfeld gab es auch Kritik an mangelnder Transparenz, so wurden kaum Namen der mitwirkenden Historiker bekannt.

Auslöser für den Bericht war die sogenannte Liederbuchaffäre 2018. Kurz vor der niederösterreichischen Landtagswahl tauchte ein antisemitisches Liederbuch der Burschenschaft Germania auf, in dem mitunter "Gebt Gas, ihr alten Germanen, wir schaffen die siebte Million" zu lesen war. Der damalige FPÖ-Spitzenkandidat und Mitglied dieser Burschenschaft, Udo Landbauer, trat daraufhin zurück - mittlerweile ist er aber FPÖ-Chef in Niederösterreich.

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Quelle:
SZ vom 06.08.2019
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