Süddeutsche Zeitung

Griechenland:Brand in Flüchtlingslager auf Lesbos - ein Mädchen stirbt

Lesezeit: 1 min

Im Flüchtlingslager von Moria auf der griechischen Insel Lesbos ist am Montag ein Großbrand ausgebrochen. Das berichten griechische Medien übereinstimmend. Ein sechs Jahre altes Mädchen sei ums Leben gekommen, teilte der Kommandeur der Feuerwehr, Evangelos Vasis, im Staatsrundfunk (ERT) mit. Informationen über weitere Tote oder Verletzte gibt es bislang nicht.

Neben einer Containerwohnung brannten auch zwei provisorische Unterkünfte nieder, berichtete ERT weiter. Die Feuerwehr geht von einem Unfall aus und nicht von Brandstiftung. Das Feuer konnte etwa eine Stunde nach Ausbruch gelöscht werden.

Die Feuerwehr habe zunächst Schwierigkeiten gehabt, den Brand unter Kontrolle zu bringen, weil die Containerwohnungen im Lager sehr dicht beieinander stehen, berichten örtliche Medien. Wegen der Überfüllung des Lagers habe die Feuerwehr zunächst Probleme gehabt, zu dem Ort vorzudringen, an dem das Feuer ausgebrochen war. In dem Camp, das für 5400 Menschen ausgelegt war, lebten derzeit etwa 20 000 Menschen. Es wird nun evakuiert.

In den überfüllten Lagern der Inseln Lesbos, Chios, Samos, Leros und Kos im Osten der Ägäis kommt es immer wieder zu Bränden. Die Menschen versuchen, mit offenen Feuern und Gasherden zu kochen und sich Wasser zum Duschen warm zu machen.

Große Sorge bereitet jedoch ein anderes Thema den Menschen und den Hilfsorganisationen: Infektionen mit dem Coronavirus wurden auch in Griechenland festgestellt, bis Sonntag 331 Mal. "Es ist unvermeidlich, dass es (das Coronavirus) auch hier in dem Lager von Moria diagnostiziert wird", sagte Dimitris Patestos, der ärztliche Koordinator der Organisation Ärzte der Welt auf der Insel Lesbos. Die Menschen in dem Lager lebten unter hygienisch inakzeptablen Zuständen dicht beieinander, und das praktisch ohne ärztliche Versorgung.

Humanitäre Organisationen kritisieren seit Jahren die Lage in den Camps der Inseln und fordern, dass alle Menschen - allen voran unbegleitete Kinder - gleichmäßig in Europa verteilt werden. Bislang sind nur Deutschland, Frankreich, Irland, Finnland, Portugal, Luxemburg und Kroatien bereit, unbegleitete Kinder aufzunehmen.

Athen will in den kommenden Wochen mehr als 10 000 Migranten zum Festland bringen. Zudem wurde Migranten angeboten, freiwillig in ihre Länder zurückzukehren. Ein von der EU finanziertes Rückführungsprogramm sieht vor, dass diesen Menschen mit 2000 Euro unter die Arme gegriffen wird, damit sie zurück in ihre Herkunftsländer gehen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4847220
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/dpa/gal
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.