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Flüchtlings- und Migrationspolitik:Zahl der Geflüchteten in Deutschland erstmals seit 2011 gesunken

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Mitte 2020 lebten hierzulande etwa 62 000 Geflüchtete weniger als noch Ende 2019. Das hat vor allem mit dem Schutzstatus der Betroffenen zu tun.

Die Zahl der in Deutschland lebenden Geflüchteten ist erstmals seit 2011 gesunken. Das geht aus einer Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion hervor, die der Neuen Osnabrücker Zeitung vorliegt. Demnach lebten Mitte 2020 1,77 Millionen Geflüchtete mit unterschiedlichem Aufenthaltsstatus in Deutschland. Das sind 62 000 weniger als noch Ende 2019.

Grund für den Rückgang sei, dass der Schutzstatus von Personen widerrufen, zurückgenommen worden oder erloschen sei, erklärte das Bundesinnenministerium auf Nachfrage der Zeitung. Ein "erheblicher Anteil" der Betroffenen halte sich demnach nicht mehr in Deutschland auf, sei also ausgereist, sagte eine Sprecherin.

Den Angaben des Bundesinnenministeriums zufolge haben zurzeit 1,21 Millionen Flüchtlinge in Deutschland einen gesicherter Aufenthaltsstatus. Das sind etwa 50 000 weniger als im vergangenen Halbjahr. 450 000 Menschen haben einen ungesicherten Status als Asylsuchende oder Geduldete. Hier beträgt der Rückgang im Vergleich zum Vorjahr 15 000 Menschen.

2011 besaßen knapp 400 000 Menschen einen Aufenthaltsstatus. Seitdem wurden es jährlich mehr. Allein von 2018 auf 2019 war die Zahl um 70 000 auf 1,83 Millionen angestiegen.

Die Linken-Abgeordnete Ulla Jelpke kritisiert die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung scharf: "Wir haben Platz, die Zahlen zeigen es. Zugleich sitzen Zehntausende Schutzsuchende unter unwürdigen Bedingungen in den europäischen Erstaufnahmestaaten fest", sagte die Asyl-Expertin der Zeitung. "Deutschland kann und muss seine humanitären Aufnahmekapazitäten nutzen, um Länder wie Griechenland oder Italien wirksam zu entlasten." Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hatte kürzlich im Bundestag erklärt, im Hinblick auf die Zahl neuer Flüchtlinge "nähern wir uns wieder den Höchstzahlen der Vergangenheit". Angesichts der Zahlen seines Ministeriums sagte Jelpke: "Nichts ist falscher als das."

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