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Fall Kavanaugh:Republikanische "swing senators" kritisieren Trump

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"Ich weiß nicht, ich weiß nicht", ätzt der US-Präsident, "In welchem Teil der Stadt war es? Ich weiß nicht. In welchem Haus? Ich weiß nicht? Im Erdgeschoss, im Obergeschoss - wo ist es passiert? Ich weiß nicht, aber ich habe ein Bier getrunken. Das ist alles, woran ich mich erinnern kann." Das Video der Rede, bei der Donald Trump Christine Blasey Ford nachäfft, sorgt für eine weitere Zuspitzung im Streit um seinen Supreme-Court-Kandidaten Brett Kavanaugh.

Ford wirft Kavanaugh versuchte Vergewaltigung vor und ist vor dem Justizausschuss des Senats zu Details des mutmaßlichen Übergriffs von 1982 befragt worden. Trump reduzierte den Inhalt ihrer Schilderung des Vorfalls in den 1980er Jahren bei einem Wahlkampfauftritt darauf, dass sie mit Bestimmtheit nur gesagt habe, ein einziges Bier getrunken zu haben. Zuvor hatte er im Zusammenhang mit Vorwürfen sexueller Übergriffe gegen drei Frauen von einer "beängstigenden Zeit für junge Männer in Amerika" gesprochen.

Die Demokraten im US-Senat forderten, Trump müsse sich umgehend entschuldigen. Am Mittwoch kritisierten auch drei republikanische Senatsmitglieder - Susan Collins, Lisa Murkowski und Jeff Flake - seinen Angriff auf Ford. Genau diese drei gelten als "swing senators", als Wackelkandidaten, in der bevorstehenden Abstimmung über Kavanaugh.

Flake sagte dem Fernsehsender NBC, Spott über ein so sensibles Thema wie einen mutmaßlichen Übergriff sei einfach nicht richtig. "Ich wünschte, er hätte es nicht getan. Es ist irgendwie entsetzlich", sagte Flake. Collins nannte Trumps Geläster über Ford "schlicht und ergreifend verkehrt", Murkowski "völlig unangemessen".

Trumps Beraterin Kellyanne Conway verteidigte ihren Chef. Trump habe nur Widersprüche herausgestellt, sagte sie. Ford werde wie ein "Fabergé-Ei" behandelt, auch vom Präsidenten.

Für die noch in dieser Woche angekündigte Bestätigung benötigt Trumps Kandidat alle republikanischen Stimmen. Kavanaugh muss vom Senat bestätigt werden, wo die Republikaner nur eine Mehrheit von 51 zu 49 Stimmen haben. Sollten zwei ihrer Senatoren zusammen mit den Demokraten mit Nein stimmen, wäre Kavanaugh durchgefallen.

Der Mehrheitsführer der Republikaner im Senat, Mitch McConnell, warf "Linksextremen" vor, Kavanaugh zu drangsalieren. Die Senatsmitglieder würden sich von Demonstranten aber nicht davon abhalten lassen ihre Pflicht zu tun. Die Polizei des Kapitols verstärkte in den vergangenen Tagen die Sicherheitsmaßnahmen, Dutzende Demonstranten wurden festgenommen. Mehrere republikanische Senatoren haben sich beschwert, von Kavanaugh-Gegnern in Büros, Restaurants, auf Flughäfen und selbst zu Hause bedrängt zu werden.

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