Süddeutsche Zeitung

Eröffnung der Ditib-Moschee:Köln verbietet Erdoğan-Fest

Lesezeit: 2 min

Von Jana Stegemann, Düsseldorf

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan kommt am Samstag nach Köln, um am Nachmittag die neue Zentralmoschee von Ditib, dem größten deutschen Moscheen-Verband in Deutschland, zu eröffnen. Allerdings werden vor dem Gotteshaus im Stadtteil Ehrenfeld deutlich weniger Anhänger und Anhängerinnen auf ihn warten als geplant.

Die Stadt Köln hat das Erdoğan-Fest vor der Moschee mit bis zu 25 000 erwarteten Menschen untersagt. Das teilte Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) auf einer kurzfristig angesetzten Pressekonferenz am Freitagabend mit. Das sei sehr bedauerlich, sagte die Oberbürgermeisterin - aber: "Die Sicherheit hat oberste Priorität." Die Behörden befürchteten auf der Kundgebung Gefahren, da der Moscheenbetreiber zum zweiten Mal kein angemessenes Sicherheitskonzept vorgelegt habe. Kölns Polizeipräsident Uwe Jacob appellierte an Erdoğans Anhänger, die Veranstaltung im türkischen Fernsehen zu verfolgen: "Meine Bitte: Das türkische Fernsehen überträgt live. Bitte sehen Sie sich die Zeremonie zuhause auf der Couch an. Da sehen Sie mehr als vor Ort!"

Die Zeremonie im Innern des Gotteshauses vor mehr als 500 meist türkischen Gästen und Erdoğan findet hingegen statt. Mehr als 3000 Polizisten sollen diese Veranstaltung und die neun angemeldeten Demonstrationen im gesamten Kölner Stadtgebiet schützen. Über der Stadt wurde eine 60 Kilometer breite Flugverbotszone eingerichtet.

Ditib ist der größte deutsche Moscheen-Verband. Das Kürzel steht für die "Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion", Hunderttausende in Deutschland lebende Türken und türkischstämmige Deutsche praktizieren in einer der etwa 900 Ditib-Moscheen in Deutschland ihre Religion. Auf seiner Facebook-Seite hatte Ditib am 24. September "alle unsere deutschen und türkischen Freundinnen und Freunde" zur Eröffnung des neuen zentralen Gebetshauses in Köln eingeladen. Was dann passierte, kann man mit aus dem Ruder gelaufene Facebook-Party grob umschreiben.

Die Behörden drängten seit längerem auf ein schlüssiges Sicherheitskonzept zur Eröffnung. "Was genau zwischen der Landung von Herrn Erdoğan und seinem Abflug passiert, wissen wir bisher nicht", sagte Jacob noch am Donnerstag auf einer Pressekonferenz.

Auch ein Treffen Erdoğans mit NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) in Schloss Wahn in der Nähe des Kölner Flughafens wurde kurzfristig am Freitagnachmittag abgesagt. Die Eigentümer-Familie des Schlosses lehnt einen Empfang des türkischen Präsidenten aus politischer Überzeugung ab. Von den Plänen habe man erst am Donnerstag aus den Medien erfahren, ließ die Familie über einen Sprecher mitteilen und untersagte die Nutzung. Zudem wurde noch am Freitag eine einstweilige Verfügung beim Landgericht Köln beantragt.

Am späten Abend hieß es aus der Staatskanzlei, das Treffen zwischen Erdoğan und Laschet finde stattdessen im Empfangsgebäude der Flugbereitschaft auf dem militärischen Teil des Flughafens Köln-Bonn statt.

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