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Europapolitiker:NRW-CDU lässt Elmar Brok überraschend fallen

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Der Landesvorstand der NRW-CDU hat den Europapolitiker Elmar Brok für die kommende Europawahl nicht wieder aufgestellt. Er sei bei einer Landesvorstandssitzung am Montagabend gegen den Vorschlag des Landesvorsitzenden und Ministerpräsidenten Armin Laschet nicht mehr auf die Liste für die Europawahl gewählt worden, sagte Brok der Deutschen Presse-Agentur. Die 37 Mitglieder des Landesvorstands hätten mehrheitlich gegen ihn gestimmt.

Noch gibt sich der 72-Jährige allerdings nicht ganz geschlagen: "Ich behalte mir vor, ob ich auf der Landesdelegiertenversammlung kandidiere", sagte er. "Das Votum ist ja nur ein Vorschlag." Bei der Versammlung am 26. Januar in Siegburg könnte Brok in einer Kampfkandidatur um einen der Listenplätze antreten, hieß es in Parteikreisen in Düsseldorf.

Brok hatte am Montagabend bei der Aufstellung der 17-köpfigen Europa-Wahlliste eine erste Abstimmung knapp verloren. Brok hatte sich den Angaben aus Parteikreisen zufolge bereit erklärt, als Zeichen des Generationswechsels auf Platz sechs zu kandidieren anstatt wie ursprünglich geplant auf Platz vier. Diesen Platz hatte NRW-Landeschef und Ministerpräsident Armin Laschet für Brok vorgeschlagen. Allerdings habe Brok eine Garantie haben wollen, dass ihm Platz sechs nicht streitig gemacht werde, hieß es. Diese sei ihm nicht gegeben worden.

Der Bezirksverband Niederrhein habe daraufhin den langjährigen Landtagsabgeordneten Stefan Berger für Platz sechs nominiert und in einer geheimen Abstimmung auch durchgesetzt. Nur die Plätze eins bis sieben auf der CDU-Landesliste gelten als aussichtsreich. Da Laschet Broks Kandidatur unterstützt hatte, dürfte dessen Durchfallen auch als Niederlage für den Ministerpräsidenten gewertet werden.

Brok aus Verl im Kreis Gütersloh ist seit 1980 im Europaparlament und damit dessen dienstältester Abgeordneter. Er ist derzeit Brexit-Beauftragter der EVP-Fraktion im Europäischen Parlament und eines der wenigen wirklich bekannten Gesichter aus dem Parlament. Viele Jahre war der ehemalige Journalist Vorsitzender des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten. Seit Jahrzehnten ist er ein gefragter Interviewpartner nicht nur der deutschen, sondern zum Beispiel auch der britischen Medien.

Er kommentiert fast jede wichtige Entwicklung in der Europapolitik. "Ich war Vertreter des Parlaments bei allen Verhandlungen seit Maastricht" im Jahr 1992, sagte er vor fünf Jahren der Deutschen Presse-Agentur. "Europa ist nach wie vor Arbeit an einer Frontlinie, es gibt wenig Routine und immer viel Neues. Und das macht immer noch Spaß." Einige seiner Parteifreunde fanden nun aber offenbar, dass es mit über 70 Jahren einmal gut sein sollte.

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