Süddeutsche Zeitung

Brexit:Boris Johnson will nicht britischer Premier werden

Lesezeit: 1 min

Der ehemalige Londoner Bürgermeister Boris Johnson hat überraschend angekündigt, sich nicht um die Nachfolge des scheidenden Premierministers David Cameron zu bewerben. Das gab der konservative Politiker kurz vor Ende der Bewerbungsfrist in London bekannt. Johnson war eines der prominentesten Gesichter der Brexit-Kampagne und hatte maßgeblichen Anteil an ihrem Erfolg.

Die Frist für die Bewerbung um den Vorsitz der Tories und damit auch das Amt des Premierministers lief am Donnerstagmittag ab. Der bisherige Amtsinhaber Cameron hatte nach dem Votum der Briten für einen EU-Austritt angekündigt, dass er sein Amt im September an einen Nachfolger übergeben will, der dann das Austrittsgesuch in Brüssel einreichen soll.

Johnson hatte sich vor der Presse zunächst dazu geäußert, was nach dem Brexit-Votum auf der Agenda des nächsten britischen Premiers stehen müsste, wie unter anderem der britische Guardian berichtet. Und war dann fortgefahren: "Nach Beratungen mit Kollegen und im Hinblick auf die Situation des Parlaments habe ich beschlossen, dass ich nicht diese Person sein kann."

Seine Rolle werde sein, eine künftige konservative Regierung so gut wie nur möglich zu unterstützen. Damit wolle er sichern, dass der Auftrag, den das Volk durch das Referendum erteilt habe, umgesetzt werde. Außerdem wolle er seine Agenda, an die er glaube, weiterverfolgen, nämlich sich für die vergessenen Menschen im Land einzusetzen.

Konservative Bewerber um das Amt des Premiers

Neben Innenministerin Theresa May galt Johnson als aussichtsreichster Kandidat für das Amt des Premiers. Unter der Losung "ABB" - "Anyone But Boris" (Jeder außer Boris) hatte sich allerdings innerparteilicher Widerstand gegen den stark polarisierenden Johnson formiert.

Ein harter Schlag für Johnson dürfte zudem gewesen sein, dass Justizminister Michael Gove heute seine Kandidatur bekannt gegeben hatte. Gove galt zuvor als einer der treuesten Mitstreiter Boris Johnsons für einen Brexit. Nun ließ er allerdings wissen, er glaube nicht, dass Johnson "die Führung übernehmen und das Team für die kommenden Aufgaben aufbauen" könne.

Theresa May wird zugetraut, die gespaltene Partei wieder zusammenzuführen. Außerdem treten als Bewerber Energieministerin Andrea Leadsom, der frühere Verteidigungsminister Liam Fox und Außenseiter Stephen Crabb an.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3057101
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.