Süddeutsche Zeitung

Ehemaliger Trump-Anwalt:Cohen geht Deal mit Ermittlern ein

Lesezeit: 1 min

Von Hubert Wetzel, Washington

Der ehemalige persönliche Anwalt von Donald Trump, Michael Cohen, hat sich vor einem Gericht in New York schuldig bekannt, im Auftrag des heutigen US-Präsidenten Schweigegeld an mindestens eine Frau bezahlt und damit gegen Geldwäsche- und Wahlkampffinanzierungsgesetze verstoßen zu haben. Cohen nannte zwar Trumps Namen nicht, räumte aber ein, "auf Anweisung des Kandidaten" gehandelt zu haben. Die Frau, die Pornodarstellerin Stephanie Clifford alias Stormy Daniels, hatte vor einigen Jahren eine sexuelle Beziehung zu Trump und sollte durch die Zahlung daran gehindert werden, während des Wahlkampfs 2016 öffentlich darüber zu reden. Mit seinem Geständnis bezichtigte Cohen Trump de facto der Lüge. Trump hat bisher nicht nur immer wieder bestritten, eine außereheliche Affäre mit Clifford gehabt zu haben, sondern auch behauptet, er wisse nichts von einer Zahlung an sie. Inzwischen ist aber bekannt, dass Cohen das Geld sowohl im Auftrag des damaligen republikanischen Präsidentschaftskandidaten Trump weitergeleitet als auch die Ausgaben von ihm erstattet bekommen hat. Da Cohen die Zahlung über eine ausländische Briefkastenfirma laufen ließ, verstieß er gegen Geldwäschegesetze. Politisch heikler ist jedoch, dass er die Zahlung als Wahlkampfausgabe hätte deklarieren müssen, da der Zweck eindeutig war, das Schweigen Cliffords im laufenden Wahlkampfs zu erkaufen, dem damals ohnehin angeschlagenen Kandidaten Trump politische Schwierigkeiten zu ersparen und so den Wahlausgang zu beeinflussen. In den entsprechenden Meldedokumenten tauchte die Zahlung allerdings nicht auf.

Kooperiert Cohen mit den Anklägern?

Unklar ist, ob Cohen den Staatsanwälten noch weiteren Einblick in die Geschäfte von Trump gegeben hat. Wie die New York Times berichtete, schließt Cohens Geständnis keine Zusage ein, umfassend mit den Ermittlern zusammenzuarbeiten. Das kann sich aber ändern.

Für Trump könnte das unangenehm werden - Cohen war jahrelang einer seiner engsten Vertrauten und Geschäftspartner. Wenn jemand über möglicherweise unregelmäßige Geschäfte des früheren Hotel- und Immobilienunternehmers Trump Bescheid weiß, dann wohl Michael Cohen. Derartige Erkenntnisse könnten auch für den US-Sonderermittler Robert Mueller interessant sein, der nach möglicherweise illegalen Kontakten zwischen Trumps Wahlkampfteam und der russischen Regierung sucht. Er hatte die Ermittlungen gegen Cohen in New York ins Rollen gebracht.

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Quelle:
SZ vom 22.08.2018
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