Süddeutsche Zeitung

Demokratische Republik Kongo:Anzahl der getöteten Zivilisten in Kishishe steigt auf 272

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Industrieminister Julien Paluku wirft der Rebellengruppe M23 vor, für das Massaker in der Stadt Kishishe verantwortlich zu sein - was diese bestreitet. Inzwischen haben sich die USA in den Konflikt eingeschaltet.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International und die Vereinten Nationen (UN) berichten über ein Massaker an Zivilisten in der Demokratischen Republik Kongo. Nach Angaben der Regierung ist die Anzahl der bei einem Angriff in Kishishe im Osten der Republik getöteten Zivilisten inzwischen auf 272 gestiegen. Zuvor war von 50 berichtet worden. Bei den Tätern soll es sich um die Rebellengruppe M23 handeln, die trotz einer jüngst ausgerufenen Waffenruhe Angriffe auf andere bewaffnete Gruppen und die Armee fortsetze. Die kongolesische Armee und die M23, eine von der Gruppe der Tutsi geführte Miliz, liefern sich seit Monaten Kämpfe im Osten des Landes.

Die Auseinandersetzungen kulminieren in dem Blutvergießen ausgerechnet kurz vor einem Besuch von Papst Franziskus. Das Oberhaupt der katholischen Kirche reist Anfang nächsten Jahres in die Demokratische Republik Kongo und den Südsudan.

Kämpfe gehen trotz Waffenstillstand weiter

Der kongolesische Industrieminister Julien Paluku warf am Montag der Rebellengruppe M23 vor, für das Massaker verantwortlich zu sein - was diese bestreitet. Die Regierung erklärte zudem, die M23 seien von Mitgliedern der ruandischen Armee unterstützt worden. Ruanda hat solche Vorwürfe stets zurückgewiesen. Die Staats- und Regierungschefs des Kongo und Ruandas haben sich wiederholt getroffen, um die Lage zu entschärfen. Zwar hatten sie sich jüngst auf einen Waffenstillstand geeinigt. Die Kämpfe gingen jedoch weiter.

Auch die USA haben sich inzwischen in den Konflikt eingeschaltet. US-Außenminister Antony Blinken sagte, er habe ein "produktives Gespräch" mit dem ruandischen Präsidenten Paul Kagame über die Notwendigkeit von Frieden und Sicherheit im Osten des Kongo geführt. Der ruandische Außenminister Vincent Biruta erklärte indes, es gebe nach wie vor unterschiedliche Auffassungen. Die Kämpfe in der Republik Kongo beunruhigen zunehmend auch die Nachbarstaaten in Zentral- und Ost-Afrika.

Die M23-Milizen haben in diesem Jahr mehrere Offensiven im Osten des Kongo gestartet und erstmals seit 2012 bedeutende militärische Fortschritte erzielt. Durch die Kämpfe mit der kongolesischen Armee wurden seit März Tausende Menschen aus ihren Wohngebieten vertrieben.

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