Süddeutsche Zeitung

Malta:Mordermittlung gegen früheren Stabschef des Premierministers

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Im Fall der ermordeten Journalistin Daphne Caruana Galizia ermitteln die maltesischen Behörden nun wegen Mordes gegen Keith Schembri, den früheren Stabschef des Premierministers. Das bestätigte laut dem Nachrichtenportal Malta Today der Chefermittler Keith Arnauld. Demnach werden Schembri Mord, Manipulation von Beweismitteln und "andere Vergehen" vorgeworfen.

Arnauld äußerte sich zu den Vorwürfen gegen Schembri während eines anderen Gerichtsverfahrens - im Prozess gegen Yorgen Fenech, den mutmaßlichen Drahtzieher im Fall Daphne Galizia. Dem Unternehmer wird derzeit auf Malta der Prozess gemacht. Er ist es auch, der die Vorwürfe gegen Schembri erhebt: Fenech zufolge soll der frühere Stabschef selbst den Mord an der Investigativjournalistin in Auftrag gegeben haben. Fenech hatte in seinem Verfahren auch ausgesagt, regelmäßig Hinweise zum Stand der Ermittlungen von Schembri erhalten zu haben.

Im Prozess gegen Fenech war laut Malta Today auch Schmebris angeblich verlorenes Mobiltelefon Thema. Schembri war kurz nach seinem Rücktritt als Stabschef Ende November festgenommen worden; bei seiner Festnahme sagte er laut Arnauld aus, dass er sein Handy verloren habe. Kurz zuvor war Schembri noch zu einem späten Treffen mit Premierminister Joseph Muscat zusammengetroffen. Schembri kam damals nach 50 Stunden in Polizeigewahrsam wieder frei. Nach seinem Telefon suchen die Ermittler bis heute; auch die Untersuchung gegen Schembri laufe weiter, wie der Chefermittler laut maltesischen Medienberichten beteuerte.

Die Journalistin Daphne Caruana Galizia war 2017 bei der Explosion einer Autobombe getötet worden. Sie hatte vor ihrem Tod an einem Bericht über Korruption gearbeitet und die Existenz einer verdeckten Offshore-Firma aufgedeckt. Die Verstrickung Fenechs und hochrangiger Politiker in dubiose Offshore-Geschäfte war durch die Panama Papers bekannt geworden.

Die neuesten Erkenntnisse im Fall Daphne Galizia haben Zweifel an der Rechtsstaatlichkeit in Malta geschürt. Am Mittwoch forderte das Europäische Parlament in einer Resoultion den sofortigen Rücktritt des Premiers. Dieser hat seinen Rückzug für den kommenden Monat bereits zugesagt.

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SZ vom 20.12.2019 / SZ
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