Süddeutsche Zeitung

Coronavirus in Amerika:Wichtiger Berater bestätigt Versäumnisse der US-Regierung

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Ranghohe Berater des US-Präsidenten Donald Trump haben einer Recherche der New York Times zufolge bereits Ende Januar vor einer Coronavirus-Pandemie gewarnt, in deren Folge Hunderttausende Amerikaner ums Leben kommen könnten. Trump selbst beteuerte noch bis Anfang März öffentlich, das Virus sei für die USA kein Grund zur Sorge. Laut dem Bericht habe der Präsident "das Ausmaß des Risikos nur langsam zur Kenntnis genommen" und nicht rechtzeitig reagiert. Stattdessen habe er sich darauf konzentriert, die Wirtschaft zu schützen und Warnungen zurückzuweisen.

Die New York Times beruft sich dabei auf dutzende Interviews mit Personen aus dem Umfeld der US-Regierung, interne E-Mails, Memos und weitere Dokumente. So habe der Nationale Sicherheitsrat schon im Januar Warnungen der Geheimdienste bekommen und Maßnahmen wie Kontakteinschränkungen empfohlen, um die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen. Auch Berater aus dem Umfeld des Präsidenten hätten bereits Ende Januar und Anfang Februar vor den sozialen und ökonomischen Folgen gewarnt. Trump aber hatte die Gefahr öffentlich lange herunterspielt und erst Mitte März intensiv auf die dramatische Entwicklung reagiert. Inzwischen gibt es nach Zählung der Johns Hopkins Universität 557 590 Infizierte in den USA, 22 109 Menschen starben an der Lungenkrankheit.

Einer der wohl wichtigsten Coronavirus-Berater der Regierung bestätigte inzwischen die Vorwürfe. Anthony Fauci, anerkannter Immunologe und Leiter des National Institute of Allergy and Infectious Diseases, sagte im Interview mit dem Sender CNN: "Wenn wir von Beginn an alles geschlossen hätten, wäre es wohl ein bisschen anders verlaufen. Aber es gab deutlichen Widerstand dagegen." Auf die Frage, warum Trump so lange gezögert habe, auf den Rat der Experten zu hören, sagte Fauci: "Wir geben Empfehlungen. Oft werden sie angenommen. Manchmal nicht. Es ist, wie es ist. Wir sind nun da, wo wir sind."

Donald Trump reagierte auf Twitter auf die Kritik und wehrte sich gegen die Vorwürfe. Die Berichte über sein Zögern bei strengeren Maßnahmen innerhalb der USA seien "fake", ebenso wie die komplette Zeitung New York Times. Er sei erst "später" informiert worden.

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