Süddeutsche Zeitung

Coronavirus:Lufthansa streicht Flüge nach China

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Das Unternehmen setzt alle Verbindungen in die Volksrepublik bis 9. Februar aus. Die WHO will nochmals über einen weltweiten Gesundheitsnotstand beraten.

Von Kassian Stroh, Frankfurt/München

Die Lufthansa streicht ihre Flüge von und nach China. Europas größte Fluggesellschaft folgt damit angesichts des neuartigen Coronavirus ihrem Konkurrenten British Airways und anderen Fluggesellschaften, wie das Unternehmen am Mittwoch in Frankfurt bestätigte. Die Maßnahme umfasst auch die Töchter Swiss und Austrian und soll zunächst bis zum 9. Februar gelten. Hongkong werde weiterhin angeflogen.

Neben der Lufthansa und British Airways haben auch die asiatischen Billigfluggesellschaften Lion Air und Seoul Air ihre Flugverbindungen nach China ausgesetzt. Andere Airlines, darunter Finnair, die Hongkonger Cathay Pacific und Jetstar Asia aus Singapur verringerten angesichts sinkenden Buchungen wegen der Krankheit die Zahl der Flüge.

Die Nachfrage für Verbindungen in die Stadt Nanjing zumindest dürfte nochmals zurückgehen: Der Leichtathletik-Weltverband sagte die dort für Mitte März geplante Hallen-WM ab.

Die Weltgesundheitsbehörde WHO will nun nochmals beraten, ob sie einen weltweiten Gesundheitsnotstand ausrufen soll. Der Notfallausschuss sollte an diesem Donnerstag hinter verschlossenen Türen zusammenkommen, wie WHO-Generalsekretär Tedros Adhanom Ghebreyesus in Genf ankündigte.

In Deutschland gibt es bislang vier bekannte Fälle von Menschen, die mit dem Coronavirus infiziert sind - alle in Bayern. Weltweit waren am Mittwoch mehr als 6000 Patienten mit der Lungenkrankheit registriert. Die Symptome - trockener Husten, Fieber und Atemnot - können mit Medikamenten abgemildert werden. Nach Einschätzung von Experten verläuft die Krankheit offenbar in den meisten Fällen mild, teils sogar ohne Symptome.

Behörden und Fachleute rufen zur Wachsamkeit auf, beruhigen aber gleichzeitig. "Ruhe bewahren und Hygienemaßnahmen ergreifen", riet der Vorsitzende des Hausärzteverbandes Nordrhein, Oliver Funken. Alle vier infizierten Bayern sind Mitarbeiter der Firma Webasto. Der Autozulieferer hat deshalb seine Zentrale in Stockdorf bei München vorerst bis Sonntag geschlossen. Zugleich wurden 80 Personen einbestellt, die engeren Kontakt zu den infizierten Mitarbeitern hatten, um getestet zu werden. Ergebnisse liegen noch nicht vor. Alle 80 Personen wurden angewiesen, in häusliche Isolierung zu gehen. Am Dienstagabend hatte das bayerische Gesundheitsministerium mitgeteilt, dass sich drei Webasto-Angestellte mit dem Virus infiziert haben - ebenso wie ein 33-jähriger Kollege. Seine Erkrankung wurde schon am Montag bekannt und gilt als deutschlandweit erster Fall. Er wurde wohl von einer chinesischen Mitarbeiterin angesteckt, die zu einer Schulung eingeflogen war. Nun liegt er wie die drei anderen Patienten im Klinikum München-Schwabing. Sie seien in gutem Zustand und zeigten keine Symptome, teilte die Klinik mit. Die Deutschen, die aus China ausgeflogen werden sollen, werden nach ihrer Ankunft unter Quarantäne gestellt. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes erwartet "in den nächsten Tagen" einen Sonderflug der Deutschen Luftwaffe, um Deutsche aus Wuhan zu holen.

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SZ vom 30.01.2020
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