Süddeutsche Zeitung

Corona-Schnelltests:Wer den Corona-Test selbst bezahlen muss

Lesezeit: 3 min

Von Montag an muss man selbst zahlen, wenn man sich auf das Coronavirus testen lassen will oder muss. Es gibt aber Ausnahmen - Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Von Johannes Korsche, München

Ein schneller Corona-Test, bevor es ins Kino oder Restaurant geht, gehört für viele inzwischen zum Alltag der Pandemie. Auch weil der Bund die Kosten für die "Bürgertests" unkompliziert übernahm. Damit ist nun Schluss. Wer sich auf das Coronavirus testen lässt, muss das von Montag an aus eigener Tasche zahlen. Zumindest gilt das für fast alle. Die Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Was ändert sich am Montag?

Wer nicht geimpft oder genesen ist und bei Veranstaltungen mit 3-G-Regel teilnehmen will, muss den Corona-Test von kommender Woche an selbst zahlen. Das legt eine Verordnung von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) fest, die einen Bund-Länder-Beschluss umsetzt. Diese Entscheidung ist auch als Impfanreiz zu verstehen: Die Impfung bleibt kostenlos.

Für wen bleiben die Corona-Tests kostenfrei?

Verkürzt gesagt: Für alle, die sich nicht impfen lassen können. Dazu zählen Kinder, die das zwölfte Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Oder deren zwölfter Geburtstag noch keine drei Monate her ist. Außerdem haben Menschen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können, ebenfalls einen Anspruch auf die Gratistests.

Zudem sind Übergangsregelungen für einzelne Personengruppen vorgesehen. Für Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren sowie Schwangere ändert sich bis zum 31. Dezember ebenfalls nichts. Erst zum neuen Jahr werden die Tests auch für sie kostenpflichtig. Grund ist, dass es für diese Gruppen erst seit kürzerer Zeit eine allgemeine Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission gibt. Sie sollen deswegen mehr Zeit für ihre Impfung bekommen.

Und noch eine Ausnahme: Wer einen Test braucht, um die Quarantäne wegen einer Corona-Infektion zu beenden, muss ebenfalls nicht selbst zahlen.

Welche Nachweise sind für einen Gratistest nötig?

Wie bisher muss ein amtlicher Ausweis mit Foto vorgelegt werden. Kinder und Jugendliche belegen damit ihr Alter, und der kostenlose Test kann beginnen. Wer sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen kann, muss das mit einem ärztlichen Zeugnis nachweisen. Eine Diagnose ist auf diesem Beleg laut Ministeriumsangaben nicht nötig, wohl aber Name, Adresse und Geburtsdatum sowie Angaben zum Aussteller des Attests. Schwangere können ihren Mutterpass nutzen.

Warum laufen die kostenlosen "Bürgertests" aus?

Seit März hatte der Bund die kostenlosen "Bürgertests" finanziert. Damals war noch nicht ausreichend Impfstoff gegen das Coronavirus vorhanden. Das ist seit einigen Wochen anders. Bereits im August hatten Bund und Länder daher angekündigt, dass die Tests bald etwas kosten. Da kostenlose Impfungen für alle möglich sind, sei eine dauerhafte Übernahme der Testkosten durch die Steuerzahler nicht länger nötig, begründeten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten ihren Beschluss. Bundesweit kosteten die "Bürgertests" den Staat laut Bundesamt für Soziale Sicherung mehr als 5,2 Milliarden Euro.

Wie teuer werden Corona-Tests, wenn man sie selbst zahlt?

Das kann man noch nicht mit Sicherheit sagen, denn die Preise werden nicht politisch festgesetzt. Der Markt soll das regeln. Zuletzt gingen Angebot und Nachfrage stetig zurück, vor allem weil immer mehr Menschen geimpft sind. Im Frühsommer, als die Nachfrage am höchsten war, beteiligten sich deutschlandweit etwa 6000 Apotheken an den "Bürgertests". Laut Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) sind es derzeit noch etwa 4400, die Tests auf dem Patientenportal www.mein-apothekenmanager.de anbieten.

Bisher bekamen Anbieter pro Schnelltest eine Vergütung von 11,50 Euro, für die genaueren PCR-Tests gab es etwa 43 Euro. Allerdings dürfte es für Selbstzahler teurer werden. So geht der Apothekerverband Rheinland davon aus, dass ein Schnelltest künftig um die 20 Euro kosten dürfte. International gesehen sei das vergleichsweise günstig, heißt es weiter. Laut ADAC kosten Schnelltests im europäischen Ausland zwischen 15 Euro (in einigen Regionen Italiens) und 80 Euro (in der Schweiz).

Gibt es Kritik an den Selbstzahlertests?

Ja. "Wir laufen in eine Schattenpandemie", befürchtet Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen. "Ohne Gratistests werden wir weniger Testergebnisse bekommen, mehr Infektionen werden unerkannt bleiben", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Er will die kostenlosen Tests lieber mit der Impfkampagne verknüpfen. "Wer eine Impfberatung annimmt, sollte im Gegenzug einen Gratistest bekommen."

Wie ist der Stand in der Corona-Pandemie aktuell?

Derzeit liegt die Anzahl an gemeldeten Neuinfektionen in Deutschland laut Robert-Koch-Institut seit einigen Tagen recht stabil bei um die 10 000 pro Tag. Daraus ergibt sich eine Sieben-Tage-Inzidenz pro 100 000 Einwohner von um die 60, am Freitag meldete das RKI eine Inzidenz von 63,8.

Etwas ungenauer scheint die Impfquote erfasst zu sein. Laut einer RKI-Schätzung sei davon auszugehen, dass bis zum vergangenen Dienstag etwa 84 Prozent der Erwachsenen in Deutschland mindestens ein Mal geimpft seien. Diese Schätzung beruhe auf Befragungen und Meldedaten. Die offizielle Statistik weist eine Impfquote der über 18-Jährigen von weniger als 80 Prozent aus.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5434580
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/dpa
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.