Süddeutsche Zeitung

Aussage gegen Donald Trump:Für ein Verfahren zur Amtsenthebung reicht es wohl nicht

Trumps früherer Anwalt Michael Cohen packt vor dem Kongress aus. Ein paar Erkenntnisse bleiben. Doch dürften sie wenig ändern.

Kommentar von Hubert Wetzel, Washington

Rassist, Betrüger, Lügner - das sind die Begriffe, mit denen der Anwalt Michael Cohen seinen früheren Klienten Donald Trump am Mittwoch titulierte. Wer sich mit dem Leben und Charakter des heutigen US-Präsidenten auch nur kursorisch beschäftigt hat, weiß, dass das alles zutrifft.

Dass Michael Cohen diesem lügenden, rassistischen Betrüger trotzdem zehn Jahre lang ergeben gedient hat - und dabei sehr reich geworden ist -, macht ihn freilich nicht zum glaubwürdigsten Charakterzeugen. Trumps Orbit - das war und ist eine Ansammlung zweifelhafter bis schäbiger Gestalten, die es allesamt nicht so mit Recht und Gesetz, Ehre und Wahrheit haben.

Wenn man von Cohens Auftritt das parteipolitische Theater abzieht und zudem annimmt, dass er tatsächlich die Wahrheit gesagt hat, dann bleiben folgende Erkenntnisse: Trump wusste, dass die Russen sich mit einer Sabotageaktion in die Präsidentenwahl einmischen. Er selbst verhandelte während seiner Kandidatur über den Bau eines Wohnturms in Moskau und belog die Öffentlichkeit darüber. Er bezahlte Schweigegeld, um kurz vor der Wahl das Bekanntwerden einer Affäre zu vermeiden, und log auch darüber.

Reicht das für ein Amtsenthebungsverfahren? Wohl nicht. Am Ende weiß man, was man vorher schon wusste: Trump lügt und betrügt.

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Quelle:
SZ vom 28.02.2019
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