Süddeutsche Zeitung

Landesparteitag in Baden-Württemberg:CDU kürt Eisenmann zur Spitzenkandidatin

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Von Claudia Henzler, Heilbronn

Man kommt an diesem Samstag nicht daran vorbei, den Namen des Veranstaltungsortes zu erwähnen: Dass der Landesparteitag der CDU in Baden-Württemberg ausgerechnet im Tagungszentrum "Harmonie" in Heilbronn stattfindet: Das passt. Ist es doch erklärtes Ziel der Parteiführung, maximale Geschlossenheit zu demonstrieren und die 54-jährige Kultusministerin Susanne Eisenmann mit möglichst großer Zustimmung zur Spitzenkandidatin für die Landtagswahl im Frühjahr 2021 zu wählen.

Es gelingt: Eisenmann wird mit 288 Ja- und nur 15 Nein-Stimmen gewählt. 95,4 Prozent, verkündet die Tagungsleitung nach einem straff durchgezogenen Parteitag zur Mittagszeit.

Damit soll nach dem monatelangen Machtkampf in der Landes-CDU ein deutliches Signal der Geschlossenheit ausgesendet werden. Die Partei will 2021 stärkste Fraktion werden und die erste weibliche Ministerpräsidentin des Landes stellen. Gegen wen Eisenmann antritt, ist noch offen. Winfried Kretschmann von den Grünen, erst kürzlich wieder zum beliebtesten Ministerpräsidenten Deutschlands, gekürt, will erst nach den Sommerferien erklären, ob er noch einmal zur Verfügung steht.

Der CDU-Landesvorsitzende Thomas Strobl, der lange selbst als wahrscheinlicher Spitzenkandidat galt, aber keine hohen Beliebtheitswerte vorweisen kann, stützt die Inszenierung in der "Harmonie" am Samstag nach Kräften: Am Morgen begrüßt er Eisenmann mit Wangenküsschen, und auch nach der Wahl wird die Spitzenkandidatin von ihm noch mal auf offener Bühne geherzt.

Dass Strobl den Weg für eine fast einstimmige Nominierung freigemacht hat, wird beim Parteitag oft gewürdigt. Er habe eine "Entscheidung getroffen, die höchsten Respekt verdient", lobt beispielsweise Generalsekretär Manuel Hagel. Gerne werde der Ausspruch "Erst das Land, dann die Partei und dann die Person" des früheren Ministerpräsidenten Erwin Teufel zitiert, "aber du lieber Thomas lebst genau dieses Zitat durch und durch." Diese klare Haltung zeige Strobls "menschliche Größe".

Vor der Wahl haben Generalsekretär, Partei- und Fraktionsvorsitzender die Delegierten auf besagte Geschlossenheit eingeschworen "Wir stehen zusammen", "Wir sind gemeinsam stark", "Lasst uns geschlossen sein, haken wir uns unter" und "Wir können gewinnen, wenn wir einig sind", appelliert Wolfgang Reinhart, Fraktionsvorsitzender im Landtag, an die Delegierten und zeigt nebenbei, dass er der bessere Redner ist als seine Kollegin Eisenmann.

"Wir müssen das Fenster aufmachen, durchlüften und durchstarten"

Die wird von vielen Delegierten als bodenständig, ehrlich, kompetent, zupackend und durchsetzungsfähig beschrieben.

Eisenmann, die ziemlich schnell durch ihr Redemanuskript prescht, kündigt an, für 2021 mittels vieler Bürgergespräche "eine Bewegung schaffen" zu wollen. Es solle "ein neues Vertrauensverhältnis zwischen Bürgern und CDU" entstehen. Denn dass die CDU nach fast sechs Jahrzehnten 2011 die Mehrheit im Land verloren hatte, so Eisenmann kritisch, liege auch dran, dass die Partei damals nicht nur zu wissen glaubte, was die Bürger wollen, sondern, dass sie glaubte, es besser zu wissen. "Wir müssen das Fenster aufmachen, durchlüften und durchstarten", sagt sie. Die Partei habe bereits damit begonnen. "Die CDU von heute ist jünger, weiblicher und vielfältiger."

Trotz neuerlicher Querelen in der grün-schwarzen Koalition - diesmal wegen der Abschiebung einer 15-Jährigen aus einer Berufsschule heraus - ist ein frühzeitiges Ende der Zusammenarbeit mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann beim Parteitag der CDU kein Thema. Fast alle Redner stellen den Grünen Ministerpräsidenten allerdings als jemanden dar, dessen Zeit abgelaufen ist und der 2021 in den verdienten Ruhestand geschickt werden soll. Eisenmann spricht von einer "kraftlosen Politik ohne Zukunftsvision, die heute in der Staatskanzlei prägend ist".

Eisenmanns Rede ist unaufgeregt, aber das passt zu dem, was sie für den Fall ihrer Wahl ankündigt: "Eine Politik der Mitte, die weder Ängste schürt, noch blauäugig in die Zukunft steuert, das ist für mich typisch CDU."

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