Süddeutsche Zeitung

Bundesverteidigungsministerium:Bundeswehr registriert mehr sexuelle Gewalt in der Truppe

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Bei der Bundeswehr ist die Zahl der gemeldeten Sexualstraftaten einem Zeitungsbericht zufolge sprunghaft angestiegen. Besonders stark erhöht hätten sich die gemeldeten Verdachtsfälle von Vergewaltigung, berichtet die Bild am Sonntag unter Berufung auf Zahlen aus dem Bundesverteidigungsministerium. Auch die Gesamt-Verdachtsfälle von sexuellen Übergriffen hätten in diesem Jahr stark zugenommen.

Bei Vergewaltigungen wurden dem Bericht zufolge bis zum 14. November elf Vorfälle angezeigt, bei denen ein Bundeswehrangehöriger eine Kameradin oder einen Kameraden vergewaltigt oder dies versucht haben soll. Im gesamten Vorjahr habe es nur fünf Meldungen gegeben.

Insgesamt gab es demnach in diesem Jahr bis Ende September 187 Meldungen zu sexuellen Übergriffen, nach 128 Meldungen im gesamten Jahr 2016. Darunter falle alles vom Berühren eines Oberschenkels bis hin zur Vergewaltigung. Allerdings seien einige Altfälle laut Bundeswehr in 2017 noch einmal gemeldet worden, weil Betroffene mit dem Umgang nicht zufrieden gewesen seien.

Das Bundesverteidigungsministerium geht demnach allerdings nicht davon aus, dass es plötzlich viel mehr Vergewaltigungen gibt, sondern dass sich die Dunkelziffer verringert hat, weil immer mehr Opfer die Tat anzeigen. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) sagte der Zeitung: "Sexuelle Übergriffe, die wir in der Gesellschaft ächten, ahnden wir ebenso in der Bundeswehr. Wir wollen in der Truppe ein Klima der Offenheit, in dem sich jeder und jede traut, Unrecht und Gewalt zu melden." Es sei ein positives Zeichen, dass Vorgesetzte und Mannschaften häufiger Vorfälle anzeigten.

Die Bundeswehr hatte in vergangener Zeit gehäuft mit Skandalen zu kämpfen. Zum einen gab es den rechtsextremen Offizier Franco A., der sich als syrischer Flüchtling ausgegeben und ein Attentat geplant haben soll. Im Zuge der Ermittlungen zu dem Fall wurden in mehreren Kasernen Wehrmachtsdevotionalien gefunden. Zudem kamen sadistische Praktiken bei der Ausbildung junger Soldatinnen und Soldaten ans Tageslicht.

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SZ.de/AFP/jael
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