Süddeutsche Zeitung

Bundestag: Konstituierende Sitzung:Start mit Fliege

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Ex-Forschungsminister Heinz Riesenhuber eröffnete als Alterspräsident die erste Sitzung des 17. Bundestages. Mit der Frage, ob jemand älter ist, einer kleinen Rede und - wie immer - mit Fliege.

Die konstituierende Sitzung des 17. Deutschen Bundestages im Reichtagsgebäude hat Heinz Riesenhuber (CDU) eröffnet. Mit seinen 73 Jahren ist er Alterspräsident des Parlaments, dem 622 Abgeordnete angehören.

Riesenhubers neue Aufgabe dauerte nicht sehr lang - etwa eine Stunde. Erst nannte er sein Geburtsdatum und stellte dann die Frage: "Ist jemand unter Ihnen, der mich an Lebensjahren übertrifft?" Anschließend eröffnete er die konstituierende Sitzung mit einer kurzen Rede, ernannte vorläufige Schriftführer, rief alle neugewählten Abgeordneten namentlich auf und leitete die Wahl des Bundestagspräsidenten. Danach gab er die Sitzungsleitung an den gewählten Bundestagspräsidenten ab.

Seit 1976 im Bundestag

Riesenhuber ist der zwölfte Alterspräsident seit 1949. Allein drei Mal (1983, 1987 und 1990) eröffnete der frühere SPD-Kanzler Willy Brandt die erste Sitzung. In den beiden letzen Wahlperioden war der nun ausgeschiedene SPD-Parlamentarier und -Minister Otto Schily der Älteste im Parlament.

Riesenhuber sitzt seit 33 Jahren im Bundestag. Als er 1976 mit gerade mal 40 Jahren zum ersten Mal in das Parlament gewählt wurde, sollte es eigentlich nur eine kurze Episode in seinem Leben werden. Spätestens nach zwei Wahlperioden wollte der CDU-Politiker wieder zurück in die Wirtschaft.

In dem damals für Kabinettsmitglieder noch durchaus jugendlichen Alter von 46 Jahren berief ihn Kohl 1982 nach dessen erster Kanzlerwahl zum Ressortchef für Forschung und Technologie. Und das blieb Riesenhuber auch in den nächsten drei Legislaturperioden bis 1993.

Kohl-Getreuer

Seit Jahrzehnten ist der CDU-Politiker als "Mann mit der Fliege" bekannt - Riesenhuber trägt sie bei jeder Gelegenheit. Und so wurde das Kleidungsstück auch zu seinem äußeren Markenzeichen als Bundesminister.

"Es ist eine etwas überraschende Erfahrung für mich, im Kabinett Helmut Kohl war ich ja lange Zeit der Jüngste", kommentiert Riesenhuber seine neue Aufgabe. Im neuen Bundestag gehört er zu den letzten Kohl-Getreuen.

Streiter für Kernenergie

Als Minister agierte der studierte Chemiker als erklärter Befürworter der Kernenergie. In seine damalige Amtszeit fiel auch die Entscheidung zur Erkundung des Standorts Gorleben als Atomendlager. Jüngste Vorwürfe, er selbst habe politischen Einfluss auf ein möglichst positives Gutachten dazu genommen, weist Riesenhuber weit von sich.

Nach seiner Ministerzeit wurde der Vater von vier Kindern, der den Wahlkreis Main-Taunus vertritt, Mitglied in zahlreichen Beiräten und Aufsichtsräten von deutschen und ausländischen Unternehmen. Vorhaltungen, dass die vielen Nebenjobs eigentlich nur schwer mit der Tätigkeit als Abgeordneter unter einen Hut zu bringen sind, hält der CDU-Politiker für unbegründet. Dies sei alles eine Sache der "straffen und intelligenten Arbeitsplanung".

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AP/dpa/AFP/yas
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