Süddeutsche Zeitung

Bundestag:Der Soli wird abgeschafft - fast

Von 2021 an werden nach einem Bundestagsbeschluss 90 Prozent der Bürger von der Abgabe entlastet, doch es gibt auch Kritik.

Die meisten Bundesbürger müssen von 2021 an keinen Solidaritätszuschlag mehr zahlen. Die Abgabe wird für etwa 90 Prozent der Zahler abgeschafft, wie der Bundestag am Donnerstag beschloss. Weitere 6,5 Prozent sollen ihn noch teilweise entrichten, je höher das Einkommen, desto mehr. Nur die einkommensstärksten 3,5 Prozent werden weiterhin voll zur Kasse gebeten. Der Abbau sei möglich, weil die Deutsche Einheit weit vorangekommen sei, sagte Finanzminister Olaf Scholz (SPD). Die weitgehende Reduzierung sei "auch ein Zeichen des Erfolges des Zusammenwachsens in Deutschland". Der Soli war als Sondersteuer vor allem für den Aufbau Ostdeutschlands nach der Wende eingeführt worden. Er beträgt 5,5 Prozent der Körperschaft- und Einkommensteuer, insgesamt brachte er dem Staat im vergangenen Jahr 18,9 Milliarden Euro ein.

Der Präsident des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft, Mario Ohoven, sagte: "Die Mehrzahl der Abgeordneten des Deutschen Bundestags hat heute mit dem Soli-Beschluss sehenden Auges gegen unsere Verfassung verstoßen." Vor allem Unternehmer, Selbstständige, aber auch gut verdienende Facharbeiter würden weiter belastet. "Der Soli ist somit eine Strafsteuer für die Mitte der Gesellschaft", so Ohoven. "Dagegen muss und wird sich der Mittelstand wehren. Wir haben eine Verfassungsbeschwerde ausgearbeitet. Sobald das verfassungswidrige Gesetz in Kraft getreten ist, werden wir sie beim Bundesverfassungsgericht einreichen."

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Quelle:
SZ vom 15.11.2019 / dpa
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