Süddeutsche Zeitung

Brasilien:Anwohner zünden Flüchtlingslager an

Bewohner der brasilianischen Grenzstadt Pacaraima haben am Samstag Flüchtlinge aus dem benachbarten Venezuela attackiert. Sie haben ein Flüchtlingslager angezündet und teilweise zerstört. Verletzt wurde bei der Attacke nach ersten Erkenntnissen niemand, wie die Behörden am Samstag mitteilten.

Der Vorfall ereignete sich im nördlichen Bundesstaat Roraima an der Grenze zum Krisenland Venezuela. Zuvor soll ein Anwohner aus Pacaraima angegriffen worden sein. Für den mutmaßlichen Raubüberfall werden Venezolaner verantwortlich gemacht.

Nach einer Art Protestkundgebung gegen den Überfall ist den Behörden zufolge ein Mob durch die Stadt gezogen, der Steine auf Migranten geschleudert und deren Habseligkeiten angezündet haben soll.

Zehntausende Venezolaner fliehen nach Brasilien

Pacaraima liegt im nördlich gelegenen Bundesstaat Roraima und gilt als ein wichtiger Grenzübergang zwischen Brasilien und Venezuela. Vor dem wirtschaftlichen und politischen Chaos in ihrer Heimat sind Zehntausende Venezolaner in den vergangenen Jahren nach Brasilien geflohen.

Venezuela steckt infolge von Ölpreisverfall und Misswirtschaft in einer tiefen Wirtschaftskrise, die Inflation ist außer Kontrolle geraten. Nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) könnte die Geldentwertung in diesem Jahr eine Million Prozent erreichen. Die Hyperinflation, Knappheit bei Nahrungsmitteln und Medikamenten sowie Engpässe bei der Strom- und Wasserversorgung machen vielen Venezolanern zu schaffen.

Seit 2017 haben mehr als 127 000 Venezolaner ihr Land verlassen und die Grenze nach Brasilien passiert, davon sind den brasilianischen Behörden zufolge etwa 69 000 in andere Länder weitergereist. Im ersten Halbjahr dieses Jahres haben demnach etwa 56 000 Venezolaner Bleiberecht in Brasilien beantragt.

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