Süddeutsche Zeitung

Baden-Württemberg:Der Aufstand bleibt aus

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Die Südwest-CDU wählt den umstrittenen Innenminister Thomas Strobl wieder zum Landeschef, sogar mit einem besseren Ergebnis als 2017. Die Anriffe gegen ihn hätten ihm zu schaffen gemacht, sagt Strobl: "Manchmal ist man verzweifelt."

Von Stefan Mayr, Weingarten

Der drohende Aufstand in der CDU Baden-Württemberg gegen den Landesvorsitzenden Thomas Strobl ist abgewendet. Der 59-jährige stellvertretende Ministerpräsident und Innenminister wurde am Freitagabend auf dem Parteitag in Weingarten mit 83,3 Prozent der abgegebenen Stimmen wiedergewählt. Damit verbesserte er sein Ergebnis aus dem Jahr 2017 um 1,3 Prozentpunkte.

Vor der Abstimmung hatte Strobl die Delegierten zum Zusammenhalt aufgerufen - und den Koalitionspartner direkt angegriffen: "2021 verjagen wir die Grünen aus der Villa Reitzenstein", rief er. Hierfür erhielt er den größten Applaus. Bislang war Strobl von den Kritikern aus der eigenen Partei stets vorgeworfen worden, er grenze sich zu wenig von den Grünen ab und sei als Juniorpartner am Kabinettstisch zu brav. Strobl versuchte in seiner 45-minütigen, kämpferischen Rede, die 310 Delegierten auf sich einzuschwören: Entscheidend für den Erfolg bei den kommenden Kommunal- und Europawahlen am 26. Mai sei, dass sich die CDU "nicht übermäßig an sich selbst abarbeitet".

Abseits des Podiums wurde in Kongresszentrum Weingarten vor allem ein Thema diskutiert: Wer soll für die angeschlagene Südwest-CDU bei der Landtagswahl 2021 als Spitzenkandidat antreten und den schwierigen Wahlkampf gegen die selbstbewussten Grünen und ihren beliebten Regierungschef Winfried Kretschmann anführen? Als Landeschef hat Strobl zwar den ersten Zugriff auf die Spitzenkandidatur, aber seine Kritiker befürchten, er werde die CDU in eine weitere Wahlniederlage führen, angesichts schlechter Umfragewerte drohe der Sturz in die Bedeutungslosigkeit, so die Sorge. Deshalb fordern sie ein neues, unverbrauchtes Gesicht. In diesem Zusammenhang wird zuvorderst Kultusministerin Susanne Eisenmann genannt.

Thomas Strobl blieb am Freitag eine Antwort auf diese Frage schuldig. Er vertröstete die Delegierten mit einem Bibelzitat: "Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde." In einem Fernseh-Interview hatte er zwar schon vor Monaten bestätigt, dass er für sich bereits entschieden habe, ob er antritt oder nicht. Doch diese Entscheidung behält er bislang für sich.

Derweil wird die Personaldiskussion immer lauter. Im Februar hatte ein CDU-Bürgermeister sogar Strobls Rücktritt als Landeschef gefordert. Diese Angriffe seien "nicht spurlos" an ihm vorübergegangen, sagte Strobl am Freitag. "Man überlegt, zweifelt, wägt ab." Und: "Manchmal ist man verzweifelt." Die Erkenntnis seiner Überlegungen sei: "Kämpfen." Er wolle aber "nicht für mich selbst" kämpfen, sondern für die CDU und die Kandidaten, die sich im Wahlkampf derzeit "die Hacken ablaufen".

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Quelle:
SZ vom 04.05.2019
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