Süddeutsche Zeitung

Auschwitz:Diebe stehlen KZ-Symbol

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Im ehemaligen deutschen Konzentrationslager Auschwitz in Polen ist der berüchtigte Schriftzug "Arbeit macht frei" über dem Eingangstor gestohlen worden. Die Täter waren gut vorbereitet.

Die berüchtigte Inschrift "Arbeit macht frei" am Eingangstor des früheren nationalsozialistischen deutschen Konzentrationslagers Auschwitz in Polen ist gestohlen worden. Unbekannte hätten die aus Eisen geformten Schriftzüge entwendet, sagte der Sprecher der Gedenkstätte, Jaroslaw Mensfeld. Er verurteilte die Tat als "beschämend". "Das ist eine Schändung des Ortes, in dem mehr als eine Million Menschen ermordet wurden", fügte Mensfeld hinzu.

Von den Tätern fehlte zunächst jede Spur. Nachtwächter bemerkten den Diebstahl am Freitagmorgen als Erste und alarmierten die Polizei. Ein Spürhund nahm die Spur der Diebe auf, wie eine Sprecherin der Polizei dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk sagte. Die Polizei habe begonnen, die Bänder der Überwachungskameras an der Anlage auszuwerten. Die Gedenkstätte ist nachts geschlossen und wird von Nachtwächtern bewacht.

Laut Mensfeldt war der Diebstahl "kein Zufall". Die Täter seien gut vorbereitet gewesen, sie hätten gewusst, wie man auf das Gelände gelangen und das Symbol abnehmen könne. "Das hat jemand getan, der gut wusste, was er will", sagte der Sprecher. Inzwischen wurde eine Kopie der Original-Tafel, die während der Renovierungsarbeiten angefertigt worden war, angebracht.

"Scheußliche Tat"

Die israelische Regierung hat den Diebstahl scharf verurteilt. Es handele sich um eine "scheußliche Tat", die auf eine "Entweihung" hinauslaufe, sagte Vize-Regierungschef Silvan Schalom in Jerusalem. Durch eine solche Tat werde "der Hass und die Gewalt gegen Juden deutlich".

Bogdan Borusewicz, der Vorsitzende der zweiten Parlamentskammer, des Senats, bezeichnete den Vorfall als "bedauerlich und peinlich". Er hoffe, dass die historische Tafel nicht zerstört werde, sagte der Politiker dem polnischen Rundfunk.

Die zynische Aufschrift "Arbeit macht frei" gilt als Symbol für das tragische Schicksal von Millionen Häftlingen. Die Tafel war etwa ein halbes Jahr nach der Gründung des Lagers im Juni 1940 auf deutschen Befehl von polnischen Häftlingen angefertigt worden. Wie in Auschwitz prangte die Parole als Toraufschrift auch über anderen Konzentrationslagern. Sie geht auf den zynisch missbrauchten Titel eines 1873 veröffentlichten Romans des Schriftstellers und Sprachwissenschaftlers Lorenz Diefenbach zurück. Darin gelangt ein Spieler und Betrüger durch geregelte Arbeit auf den Pfad der Tugend zurück.

In Auschwitz und in dem zwei Jahre später eingerichteten Vernichtungslager im benachbarten Birkenau ermordeten die Nationalsozialisten zwischen 1940 und 1945 mehr als 1,1 Millionen Menschen. Die meisten der Opfer waren Juden aus dem deutsch besetzten Europa.

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dpa/AFP/kat
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