Süddeutsche Zeitung

Anschlag in Christchurch:Ardern: "Sie werden von mir niemals seinen Namen hören"

Lesezeit: 1 min

Mit einem islamischen Gebet hat das neuseeländische Parlament der 50 Todesopfer des Anschlags auf zwei Moscheen in Christchurch gedacht. Premierministerin Jacinda Ardern weigerte sich in ihrer Rede vor den Abgeordneten am Dienstag, dem mutmaßlichen Attentäter eine Plattform zu bieten. Sie sagte: "Er wollte viele Dinge mit seinem Akt des Terrors erreichen. Eines davon war, berühmt zu werden. Sie werden deshalb von mir niemals seinen Namen hören."

Vier Tage nach dem rassistisch motivierten Terroranschlag am vergangenen Freitag werden noch 30 Verletzte im Krankenhaus behandelt. Nach Angaben der Kliniken sind neun von ihnen in kritischem Zustand.

Der mutmaßliche Täter - ein 28 Jahre alter Rechtsextremist aus Australien - sitzt in Untersuchungshaft. Dem Australier droht wegen vielfachen Mordes lebenslange Haft. Einen Termin für den Beginn des Prozesses gibt es noch nicht. Nach bisherigen Ermittlungen der Polizei hatte er keine Komplizen.

Der mutmaßliche Täter hatte das Verbrechen gefilmt und live gestreamt. Ardern verlangte in ihrer Rede von den großen Internet-Konzernen wie Facebook und Google, die Verbreitung solcher Videos zu verhindern. "Das darf kein Fall sein, in dem es allein um Profit geht, nicht um Verantwortung." Ardern beendete ihre Rede vor den Abgeordneten mit der arabischen Grußformel "Salam aleikum" ("Friede sei mit euch").

In einer Art Manifest hat der mutmaßliche Täter seinen Islam-Hass kurz vor dem Anschlag dargelegt und sich selbst als "ethno-nationalistischen Ökofaschisten" bezeichnet. In dem Schreiben bezeichnete er US-Präsident Donald Trump als "Symbol für die erneute weiße Identität und gemeinsame Absicht".

Trump reagierte, indem er den Anschlag zwar verurteilte, zugleich aber erklärte, dass er die Ideologie der weißen Vorherrschaft nicht als wachsende Gefahr ansehe. Die Äußerung des US-Präsidenten rief heftige Kritik hervor. Am Montag bezeichnete Trump die Kritik auf Twitter als "lächerlich" und behauptete: "Die Fake-News-Medien machen Überstunden, um mich für die furchtbare Attacke in Neuseeland verantwortlich zu machen."

An diesem Mittwoch sollen zahlreiche Todesopfer in Christchurch beigesetzt werden.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4373750
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/dpa/jsa
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.