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Anschlag auf US-Konsulat:Bengasi-Attacken: Libyer überraschend von Mordvorwurf freigesprochen

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Fünf Jahre nach den Attacken auf das US-Konsulat im libyschen Bengasi ist einer der Angreifer wegen Terrorismus verurteilt worden. Vom Vorwurf des Mordes wurde er überraschend freigesprochen. Eine Jury in Washington befand den Libyer Ahmed Abu Khattala in vier von 18 Punkten schuldig. Die US-Regierung hält den 46-Jährigen für den Drahtzieher der tödlichen Anschläge.

Bei den Attacken waren am 11. und 12. September 2012 vier Amerikaner ums Leben gekommen, darunter der US-Botschafter Christopher Stevens. Die Angreifer hatten zunächst direkt das Konsulat attackiert, unter anderem indem sie ein Feuer legten. In der Folge starben Stevens und einer seiner Mitarbeiter. Bei einem zweiten Angriff auf eine vermeintlich sichere Unterkunft der CIA wurden zwei weitere Menschen getötet.

Die Staatsanwaltschaft in Washington erklärte nun, es gebe nicht genügend Beweise, um zu belegen, dass Khattala selbst bei dem Überfall geschossen habe. Der 46-Jährige habe die Gruppe jedoch angeführt. Khattalas Anwälte hatten argumentiert, dass ihr Mandant nicht direkt an den Attacken beteiligt gewesen sei. Das Strafmaß in dem Fall wird noch bekanntgegeben. CIA-Direktor Mike Pompeo erklärte vorab in einer Stellungnahme, keine Gefängnisstrafe könne die verlorenen Menschenleben zurückbringen.

Hillary Clintons Verbindung zu den Bengasi-Attacken

Der Anschlag war im US-Wahlkampf 2012 zum großen politischen Thema geworden. Angehörige der Getöteten strengten eine Klage gegen die damalige Außenministerin Hillary Clinton an, die aber abgewiesen wurde. Die Kläger argumentierten, Clinton habe einen privaten E-Mail-Server verwendet und sei damit für den Tod der Männer verantwortlich, weil Terroristen so Zugang zu vertraulichen Informationen bekommen hätten.

Der siebenwöchige Prozess gegen Khattala wurde in den USA vergleichsweise wenig beachtet.

Das überraschende Urteil der Jury gilt Beobachtern zum einen als Beleg dafür, dass Khattala aufgrund der Beweislage nicht eindeutig als Drahtzieher ausgemacht werden konnte. Zum anderen zeigt er einem Bericht der Washington Post zufolge, wie schwierig die Rechtssprechung nach einer solchen Tat im Ausland vor einem US-Zivilgericht ist. Der Richterspruch ist die bisher einzige Verurteilung in der Causa. Ende Oktober hatte das Weiße Haus die Festnahme eines weiteren Libyers bekanntgegeben, der an den Angriffen beteiligt gewesen sein soll. Auch er soll nach US-Recht angeklagt werden.

Da Khattala nicht wegen Mordes verurteilt wurde, entgeht er der Todesstrafe. Weil die anderen Strafen aufgerechnet werden, wird er aber voraussichtlich den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringen.

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