Süddeutsche Zeitung

Afghanistan:Anschlag auf Kundgebung von Präsident Ghani

Lesezeit: 1 min

Die afghanischen Taliban haben nach eigenen Angaben einen Anschlag auf eine Wahlkampfkundgebung von Präsident Aschraf Ghani in der Provinzhauptstadt Charikar nördlich von Kabul verübt. Bei dem Angriff wurden mindestens 26 Menschen getötet und mehr als 40 verletzt.

Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid übernahm am Dienstag im Namen der radikalislamischen Terrorgruppe zudem die Verantwortung für einen Selbstmordangriff auf dem belebten Massud-Platz im Zentrum der Hauptstadt Kabul. Dabei starben Polizeiangaben zufolge 22 Menschen, 38 wurden verletzt.

Das Land wird seit Wochen von immer neuen Attacken erschüttert. Erst am 11. September explodierte eine Rakete auf dem US-Botschaftsgelände, zuvor hatten die Taliban mehrere Zivilisten und zwei Nato-Soldaten getötet. US-Präsident Donald Trump brach daraufhin Friedensverhandlungen mit der Terrorgruppe ab. Präsident Ghani erklärte, mit den Attentaten zeigten die Taliban erneut, dass sie weder Frieden noch Stabilität in Afghanistan wollten.

Die UN-Mission für Afghanistan (Unama) kritisierte die Anschläge als "verachtenswürdige Missachtung ziviler Lebens". Der UN-Sicherheitsrat beschloss am Dienstag auf Initiative von Deutschland und Indonesien, die Mission zu verlängern. Der Resolutionsentwurf wurde einstimmig von allen 15 Mitgliedern des Rates angenommen. Das ständige Ratsmitglied China hatte zunächst gedroht, gegen den Entwurf ein Veto einzulegen, weil die Handelsroute "Neue Seidenstraße" im Resolutionstext nicht als lobendes Beispiel einer wirtschaftlichen Initiative genannt war. Unama hilft bei der Vorbereitung der Wahlen, soll einen Friedensprozess fördern, staatliche Strukturen stärken und auch bei der Rückkehr afghanischer Flüchtlinge helfen.

Zivilisten als Opfer

Bei dem Angriff auf die Kundgebung Ghanis seien die meisten Opfer wohl Zivilisten, darunter Frauen und Kinder, so ein Sprecher. Der Präsident blieb unverletzt. Der Angreifer hatte nach Angaben der Taliban ein mit Sprengstoff beladenes Motorrad in den Eingang des Veranstaltungsorts gefahren. Ghani sollte gerade bei der Wahlkampfveranstaltung auftreten, als der Angriff erfolgte. Der Präsident stellt sich am 28. September zur Wiederwahl für eine zweite fünfjährige Amtszeit.

Die Taliban haben angekündigt, den Widerstand gegen die afghanischen und ausländischen Streitkräfte zu intensivieren, um die Menschen von den Präsidentschaftswahlen abzuhalten. Nach den Drohungen der Taliban sind bei Kundgebungen im ganzen Land die Sicherheitsmaßnahmen eigentlich verschärft worden.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4604293
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/dpa/rtr/AP/epd
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.