Algerien:Armee warnt vor "blutigen Jahren"
Die landesweiten Proteste halten trotz Zugeständnissen des greisen Präsidenten Abdelaziz Bouteflika an.
Von Paul-Anton Krüger, München
In Algerien halten die Proteste trotz Zugeständnissen des greisen Präsidenten Abdelaziz Bouteflika und Drohungen des Militärs an. Bouteflika hatte seinen Wahlkampfleiter ausgetauscht und den bisherigen Transportminister Abdelghani Zaalene eingesetzt. Dieser sagte, es solle nach der Wahl eine nationale Konferenz geben - Bouteflika werde nach einem Jahr abtreten, sollte er für eine fünfte Amtsperiode bestätigt werden. Entgegen den Forderungen der Demonstranten hatte er aber am Sonntag eine weitere Kandidatur des Amtsinhabers bei der Wahlkommission eingereicht. Daraufhin gingen in Algier, Oran und Constantine wieder Zehntausende auf die Straßen. Einflussreiche Veteranen des Unabhängigkeitskrieges gegen Frankreich schlossen sich ihren Forderungen inzwischen ebenso an wie einzelne Funktionäre der regierenden Nationalen Befreiungsfront. Für Freitag ist zu Großdemonstrationen aufgerufen worden.
Armeechef und Vize-Verteidigungsminister General Ahmed Gaïd Salah drohte indirekt: Die Armee werde "Sicherheit und Stabilität" garantieren und verhindern, dass Algerien in die "blutigen Jahre" zurückfalle - eine Anspielung auf den Bürgerkrieg, der zwischen 1991 und 2002 tobte und bis zu 200 000 Menschen das Leben kostete. Er rief seine Landsleute auf, sich entschlossen jenen entgegenzustellen, die Algerien "Gefahren mit unabsehbaren Folgen aussetzen" und den Kampf gegen den Terrorismus untergraben wollten. Das lässt sich als Verweis auf islamistische Gruppen verstehen. Die Proteste werden zwar von Studenten getragen, in anderen arabischen Ländern hatten aber nach den Umstürzen des Jahres 2011 islamistische Gruppen die Situation für sich genutzt.