Süddeutsche Zeitung

Asien:Tadschikistan mobilisiert wegen Kämpfen in Afghanistan

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Hunderte afghanische Sicherheitskräfte fliehen vor den Taliban in das Nachbarland. Das beruft nun 20 000 Reservisten zum Schutz der Grenze ein. Die radikalislamischen Truppen stellen derweil einen Friedensplan in Aussicht.

Angesichts der anhaltenden Kämpfe in Afghanistan mobilisiert das Nachbarland Tadschikistan 20 000 Militärreservisten zum Schutz der Grenze. Präsident Emomali Rachmon ordnete die Einberufung am Montag an, nachdem am Sonntag mehr als 1000 afghanische Sicherheitskräfte vor heranrückenden Taliban über die Grenze geflohen waren. Zudem besprach er telefonisch die Lage mit Verbündeten in der Region, darunter mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin.

Dieser sicherte Rachmon nach Angaben des Kremls Unterstützung bei der Grenzsicherung zu, wenn dies nötig sein sollte. Russlands größte Auslandsmilitärbasis liegt in Tadschikistan, dort sind unter anderem Panzer und Hubschrauber stationiert. Daneben prüft Tadschikistan, für potenzielle Flüchtlinge aus Afghanistan Lager aufzubauen. Die Taliban sind dort auf dem Vormarsch und haben bereits mehrere Gebiete unter ihre Kontrolle gebracht.

Trotzdem stellen sie Fortschritte bei den Friedensbemühungen in Aussicht. "Die Friedensgespräche und der Prozess werden in den kommenden Tagen beschleunigt, und es wird damit gerechnet, dass sie in eine wichtige Phase eintreten. Natürlich wird es um Friedenspläne gehen", sagte Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid der Nachrichtenagentur Reuters. "Womöglich dauert es einen Monat, um die Stufe zu erreichen, in der beide Seiten ihren schriftlichen Friedensplan teilen." Die jüngste Runde der Gespräche befinde sich an einem kritischen Punkt. "Obwohl wir (die Taliban) auf dem Schlachtfeld die Oberhand haben, nehmen wir Gespräche und Dialoge sehr ernst."

Die Regierung bestätigt Friedensgespräche

Die Sprecherin des afghanischen Ministeriums für Friedensangelegenheiten, Nadschia Anwari, bestätigte, dass die zuletzt auf Eis gelegenen Gespräche wiederaufgenommen worden seien. Es sei allerdings schwer vorstellbar, dass die Taliban in einem Monat eine schriftliche Fassung ihres Friedensplans vorlegen würden. "Aber lassen Sie uns positiv sein. Wir hoffen, dass sie (sie) präsentieren, damit wir verstehen, was sie wollen."

Seit Beginn des Abzugs der internationalen Truppen aus Afghanistan haben die Taliban ihren Vormarsch verstärkt. Nach und nach bringen sie immer mehr Gebiete unter ihre Kontrolle. Das schürt Zweifel, ob sie es mit den Friedensgesprächen wirklich ernst meinen. Besonders im Norden spitzte sich die Lage zuletzt zu. Der nationale Sicherheitsberater der afghanischen Regierung, Hamdullah Mohib, kündigte eine Gegenoffensive an.

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SZ/rtr/kast
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