Süddeutsche Zeitung

Vorfall an Grenze:Spannungen zwischen Afghanistan und Iran wegen ertrunkener Migranten

An der Grenze zu Iran sind offenbar 38 afghanische Migranten ertrunken. Ein afghanischer Gouverneur macht iranische Sicherheitskräfte verantwortlich.

Ein afghanischer Provinzgouverneur macht iranische Grenztruppen dafür verantwortlich, dass womöglich 38 Migranten aus seinem Land in einem Grenzfluss ertrunken sind. "Eines Tages werden wir Euch das heimzahlen", twitterte der Gouverneur von Herat, Sajed Wahid Katali, am Sonntag laut der Nachrichtenagentur dpa. Afghanistan werfe iranischen Sicherheitskräften vor, am Tag zuvor etwa 50 Migranten in den Fluss Hari Rud im Bezirk Gulran getrieben zu haben. Zwölf von ihnen hätten sich retten können, sagte Provinzratsmitglied Ahmad Karochi am Sonntag. Sieben Leichen seien aus dem Fluss geborgen worden, von den anderen gebe es keine Spur.

Die Agentur Reuters berichtet von höheren Zahlen: Laut einer Untersuchung des afghanischen Außenministeriums seien 70 Afghanen geschlagen und ins Wasser zurückgetrieben worden. Es seien bereits zwölf Leichen geborgen worden.

Iran wies die Vorwürfe kategorisch zurück. "Wir bedauern dieses Unglück zutiefst, aber der Zwischenfall ereignete sich auf afghanischem und nicht iranischem Territorium", sagte Außenamtssprecher Abbas Mussawi. Auch die iranischen Grenzsoldaten haben laut Mussawi diesbezüglich jegliche Verwicklung dementiert. Trotzdem werde Iran, zusammen mit den afghanischen Behörden, den Vorfall gründlich untersuchen, sagte er laut Nachrichtenagentur Isna. Auch das afghanische Außenministerium teilte mit, man werde den Vorfall vollständig untersuchen, "notwendige" Maßnahmen würden folgen.

Anhaltende Konflikte, extreme Armut und hohe Arbeitslosigkeit zwingen jedes Jahr Tausende Afghanen dazu, illegal die Grenze zu Iran zu überqueren. Nach UN-Berichten sind derzeit fast eine Million afghanische Flüchtlinge in Iran gemeldet, weitere zwei Millionen sollen illegal dort leben.

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dpa/Reuters/che
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