Süddeutsche Zeitung

Abzug aus Afghanistan:USA und Koalitionstruppen verlassen Hauptstützpunkt

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Die Luftwaffenbasis Bagram wurde offenbar an die afghanischen Sicherheitskräfte übergeben. Damit steht der vollständige Abzug womöglich kurz bevor.

Nach fast 20 Jahren haben US-Soldaten und Koalitionstruppen die Luftwaffenbasis Bagram in Afghanistan verlassen. Das teilte ein hoher Beamter des US-Militärs mit. Der Stützpunkt sei an die afghanischen Sicherheitskräfte übergeben worden, hieß es in US-Medienberichten. Das afghanische Verteidigungsministerium äußerte sich dazu zunächst nicht.

Die Luftwaffenbasis Bagram ist der größte Stützpunkt der Koalitionstruppen in Afghanistan und zugleich das Hauptquartier des US-Militärs im Land. Bagram befindet sich etwa 40 Kilometer nördlich der Hauptstadt Kabul. Mit der Übergabe von Bagram steht der vollständige Abzug der Soldaten aus Afghanistan womöglich kurz bevor. Aus Sicherheitsgründen wird der Termin aber nicht vorab öffentlich gemacht. Die letzten internationalen Soldaten sollen bis spätestens 11. September Afghanistan verlassen haben, vermutlich werden sie das aber bereits viele Wochen früher tun.

Die letzten deutschen Soldaten sind bereits vor einigen Tagen aus Afghanistan zurückgekehrt. Am späten Dienstagabend hob die letzte deutsche Transportmaschine mit Material und Soldaten ab. Das verbliebene Bundeswehrfeldlager, Camp Marmal bei Masar-i-Scharif im Norden des Landes, wurde an die afghanischen Streitkräfte übergeben.

Die Taliban rücken vor

Zuletzt waren bis zu 1300 deutsche Soldaten regelmäßig in Afghanistan stationiert. Fast 160 000 Bundeswehrsoldaten sind in den vergangenen Jahren am Hindukusch im Einsatz gewesen, 59 sind dort ums Leben gekommen. Etliche wurden im Einsatz verwundet.

Die Sicherheitslage in Afghanistan hat sich in den vergangenen Wochen vor allem im Norden des Landes zugespitzt. Die militant-islamistischen Taliban haben seit dem 1. Mai, dem offiziellen Beginn des Abzugs der US- und Nato-Truppen, rund 90 der etwa 400 Bezirke des Landes erobert. Durch den Vormarsch der Taliban fürchten viele Afghanen Racheakte, weil sie für die internationalen Soldaten beispielsweise als Übersetzer gearbeitet haben.

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